Der Kaisersburger Hauptbahnhof

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    A.Savin (Wikimedia Commons · WikiPhotoSpace) / FAL


    Ende der 1920er Jahre nach mehr als 10jähriger Bauzeit fertiggestellt, gehörte er seinerzeit zu den modernsten Bahnhöfen auf Ost-Antica. Der Bahnhof besitzt eine dreisschiffige Halle und ein großzügig ausgeführtes Empfangsgbäude, welches sich an Expressionismus und Backsteingotik orientierte. Der Bahnhof besitzt separate Gepäcktunnel und gut ausgebaute Gastronomie. Im Kaisersburger Hauptbahnhof laufen zahlreiche Eisenbahnlinien zusammen, auch der Fernverkehr über die korischen Grenzen endet und beginnt regelmäßig hier. Der Bahnhofsvorplatz bietet eine Anbindung an die Kaisersburger Straßenbahn über eine mehrfache Wendeschleife.


    *so*Das Bild soll gelegentlich gehörig retuschiert werden, die sowjetrussische Ornamentik ist natürlich hinwegzudenken.*so*

  • Anneliese sitzt in der Straßenbahn zum Hauptbahnhof, viele um sie herum, lesen die Zeitung oder sind mit anderen handfesten Dingen befaßt.


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    Stefan Kunzmann / Public domain


    Dabei belauscht sie mehr oder weniger freiwillig die Gespräche in der Straßenbahn. Die Ortelsteiner Zeitung berichtet anscheinend über die überraschend gute Ernte beim Sommergetreide - die aber offenbar auch in Dreibürgen und Nordhanar und den anderen umliegenden Ländern der Fall ist.


    Ein Herr äußert: Koum sind wir anjeschlossen, da liegt die Kornernte iwer 100%, hier in Kleen Rouschen 127 Prozänt (Selbstversorgungsgrad). Wenn da mal alles mit rächten Dingen zujeht.


    In den Tagen zuvor hatten Gerüchte die Runde gemacht, daß man in Geheimdienstkreisen von einem Einsatz von wetterbeeinflussenden Chemikalien und Pflanzenschädlingen gewußt haben will, das aber vertuscht habe, um die Ohnmacht des Staates gegen diese "ausländischen Machenschaften" nicht offenbaren zu müssen. Schon der andrussische "Fliegerangriff" 2015 durch den nach Korland verirrten andrussischen Piloten, Popow , bei dem mehrere korische Flugzeuge vom Typen Turmfalke zerstört wurden - dem Prestigobjekt der Landwehr - und bei dessen Bekämpfung die korische Luftabwehr kläglich versagt hatte und der zu allem Überfluß im Wege einer andrussischen Kommandoaktion, durch Befreiung und Rückführung, der Todesstrafe entzogen worden war, war ewig lange verschwiegen worden - selbst noch als es längst jeder wußte und nur noch das Versagen zurechtgelogen werden konnte. Wie abwegig schien es da, daß man auch die Ursache des Hungers lieber vertuscht hatte, als den Leuten reinen Wein einzuschenken. Man hätte zugeben müssen, daß man nicht mehr Herr über das eigene Staatsgebiet ist. Manche wollen sogar wissen, daß der Katholik Scheuersmann ein abgekartetes Spiel betrieben hat mit seinen "Freunden in Nordostantika".


    ....


    Ein anderer Herr, der Tourist aus Reichstal sein dürfte, hat es auch mit der Zeitung:


    Meene Finger sind ja janz schwarz, watt issen dit, und meen Hemd ooch!


    darauf ein Kore


    Nu, die Zejtung is wohl noch chanz frisch, deswejen werden die Zejtungche in jute Hotelche ooch jebiejelt.


    der Reichstaler:


    Noch nie jehört, noch nie jehabt.


    Ein Seyffensteiner:


    Joa wiessens, des ies hier hoid a ganz a oide Technik, da ies zu vüü Druckerschwärze drau. Schauns her, die Quetschränder. Des is Bläisatz noch mit Setzkasten. Hoams noch nia an oiden Füüm g'sehn, wo der Butler die Zäitung bügelt?


    Ein korischer Bildjournalist der Kaisersburger Presse, der mit zweiäugiger Mittelformatcamera (Typ Rolleiflex) und einem riesigen Blitzlichtgerät nebst Bleiakku sich stehend in der Straßenbahn festhält, meint:


    Ja so rickständich sind wir ja nun ooch wieder nich, Blejsatz ja, aber Setzmaschine.


    Der Seyffensteiner mit einem Lächeln:

    Naja, dann ies schon a bisserl moderner. Ma kann ja net ois wissen.


    Der Reichstaler


    Bei uns jeht dit mit Elektronenrechner, da schmiert nischt. Un mit wat die fotejrafian...



    ...


    Zwei Frauen aus Bajar unterhalten sich.


    Misse mer jetz ebbes an dem Reisefehn umschdelle, wenn mer aufs Land rausfahre un aach an dem Glättaise? Mer waas des jo alles net so.


    Eine andere Touristin, aus Augustenthal in Dreibürgen:


    Nu, des gonn isch ihnen ööch nisch soagen.


    die beiden vorigen


    Ja wisse se, des is nämlich so, die habbe hier iwweraal verschiedene Spannunge, mal verbrennt mer sich, mal gehe die Dinger net.


    Der Seyffensteiner mischt sich ein.

    Oiso, wanns net wissen, dann stoins am besten auf die höchste Spannung, da kann nix passieren, runterschalten kennans immer noch.


    Eine der Frauen.


    Naa, naa die Fraa Hesselbach hat gesaat, sie hätt des in Astor mal so gedane und dann hätt sich der Modor ned gedreht un die Spirale hätte das Plastik geschmolze.


    Ein Kore und Student der Elektrotechnik in lupenreinem Hochdeutsch.


    Also hier in Kaisersburg haben wir 220, 127 und 110 Volt, selten 190, wenn Phase zwischen Phase. Also es gibt hier quasi 220/380, 127/220 und 110/190, wovon an Haushaltssteckdosen die erstgenannten Werte anliegen. Hier im Zentrum ist es oft 110 oder 127 Volt - Glühlampen brennen an niedrigen Spannungen bei der gleichen Wattage heller - aber das ist nicht der Hauptgrund. Mit langen Leitunghswegen werden die Verluste größer, also wurden in den Randbezirken und auf dem Land früher auf 220/380 Volt umgestellt. Das ist übrigens alles Wechselstrom oder Drehstrom. Die letzten Gleichstromnetze müssen so in den 90ern abgeschalten worden sein. Außerhalb der Hauptstadt ist das ähnlich, allerdings gibt es nur sehr selten 110/190 Volt Drehstromnetze, das sind nämlich die ältesten Drehstromnetze. So langsam soll ja alles auf 220/380 umgestellt werden. Naja, vielleicht geht es jetzt doch schneller. Ach ja, in Insterberg haben die zum Teil noch 150 Volt, das Stromnetz hat damals Gran Novara gebaut, irgendwann so vor 100 Jahren - aber fragen Sie mich jetzt nicht nach der Phasenspannung. Neben Drehstrom gibt es noch vereinzelt Dreileiternetze mit Mittelanzapfung, also 110/220 und 220/440, das waren vorher meist Gleichstromnetze. Also kommt es darauf an, wo sie hinfahren.


    Ach ja, bei Ihnen sind Haartrockner aus Kunststoff, der nicht hitzebeständig ist!? Wirklich, ist das so, bei uns gibt es entweder Metall oder Duroplaste.


    Die andere der beiden Frauen.


    Ach ja, was will mer baa aam Fehn fär zehndausend Mack schon erwarde? Awwer daß des so komplizierd is!


    Eine Korin:

    Zehntausend? Mein letzter Föhn hat 37 Taler 50 gekostet.


    Der Seyffensteiner:


    Des ies fäi interessant, so a Chaos ham soibst mir ned mit die ganzen Spannungen und da hoaßt, mir warn chaotisch. Aber ich würde des pragmatischer angehn, fragns doch aanfach. In ihrm Hotel wird ma des scho wiessen.


    zu der anderen Dame


    Der Taler und die Mark, die haben ja einen ganz anderen Wert, bäi uns hat alles viel mehr Nullen. Ihr Föhn war schon teurer. Die Dame hat oan ganz an billigen Räiseföhn. In Korland ist das vermutlich alles Qualitätsarbeit, wie des bei uns nur noch Friseure benutzen, aber dementsprechend teuer.


    Der Student.


    Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit, nachzufragen. Nun ja, das stimmt, die Qualität ist meist gut, aber bei uns ist eben vieles sehr rückständig. Außerdem, sind die Preise ja so angelegt, daß alle Unternehmen irgendwie überleben können. Wer Beziehungen hat, macht Riesengewinne und andere krebsen so an der Gewinnschwelle. Ich arbeite zum Beispiel hier in den Semesterferien in einer Brauerei, da läuft die Flaschenabfüllung automatisch, auf dem Land gießen die Brauerein teilweise noch mit dem Trichter ein und verschließen die Flaschen von Hand und trotzdem kostet das Bier das Gleiche. Beziehungen entscheiden da und ob Sie aus Exporten Devisen heranschaffen.



    Da kommt die Straßenbahn zum stehen und fährt nicht weiter.



    Der Seyffensteiner.



    Woos ies jetz des? Stromausfall?


    Der Student:


    Nein, die Pragelbrücke wird hochgeklappt, da fährt jetzt ein Schiff durch, das kann etwas dauern und dann kommen wir hoffentlich drüber

    Der Seyyfensteiner

    Bittschöön? Die ies doch net äänsturzgefährdet die Klappbrücken?


    Der Student lacht


    Nein das nicht, aber da die Schiffe durchwollen, ist da keine Oberleitung und dafür muß der Fahrer "Anlauf" nehmen, sonst müsen wir von der anderen Seite aus rübergezogen werden, wenn wir auf der Brücke steckenbleiben.



    Der Seyffensteiner:


    Und des kommt vor?


    Der Student:


    Leider ja und zwar so häufig, daß das bei den Schülern eine beliebte Ausrede fürs Zuspätkommen ist.


    Der Seyffensteiner zündet sich eine Zigarre an:


    Ich merk schon, ihr paßts vüü besser zu uns ois wie zu Dreibürgen. Aber heut kann ichs grad nicht brauchen ich muß auf den Zug, oder ist der auch immer verspätet?


    Der Student will gerade antworten als die Straßenbahn mit einem lauten aufheulen der Motoren Anlauf nimmt und es knapp auf die andere Seite der Brücke schafft, wo die Bügel wieder ausgeklappt und die Fahrt fortgesetzt wird.


    Darauf der Seyffensteiner:


    Net schlecht, aber wir können auch einiges, zum Beispeil ewig lange an die Trambahn keine Rückspiegel bauen (vgl. Wien). Aber sagens, vergißt der ääne oder andere moi die Stromabnehmer einzunehmen.



    Der Student:


    Selten, aber auch das sit schon vorgekommen, vor allem, wenn der Fahrer zu viel Goldwasser intus hatte.


    Holt ein Cigarettenetui hervor.


    Ich habe meine Streichhölzer liegn lassen, Hätten Sie vielelicht Feuer für mich?


    Der Seyffensteiner:


    Aber gern.


    Der Student:


    Sagen Sie mein Herr, ist das wahr, daß bei Ihnen in Syffia jeder Hilfsarbeiter im Kaffehaus mit Herr Magister und jeder kleine Angestellte Herr Hofrat genannt wird und jeder mit etwas gehobener Stellung "Herr Professor"?


    Der Seyffensteiner:


    Ja, ja, des kommt scho vor, wenn er sich ein solches Kaffeehaus leisten kann.


    Die Straßenbahn kommt zum halten un die Reisenden verabschieden sich voeinander. Anneliese, die im Kopf vor allem beschäftigt hatte, ob sie dritter Klasse lösen könne, wo es doch in Norostantika anscheinend nur noch zwei gibt, oder ob sie sich von dem vom Munde abgesparten Geld nun auch noch Polsterklasse leisten müsse, hatte die Gespräche nur am Rande mitbekommen. Aber ihr schien es doch so als ob sich alle Ausländer bereits in Kaisersburg befinden dürften und sie folgerichtig auf der anderen Seite ein menschenleeres Land vorfinden müßte.


    Ihr Weg durch das Empfangsgebäude führt sie an einem Plakat vorbei:



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  • In der Schlange vor dem Fahrkartenschalter für die Fernreisen überprüft sie, daß sie auch ja nicht ihre Dokumente und den Photoapparat vergessen hat, auch einer dieser Farbfilme mit den seltsamen Farben aus einheimischer Produktion - auf denen Spielfilme kopiert selsbt astorianische Actionfilme wie korische Produktionen wirkten - lag in ihrer Tasche. Noch vor kurzem fast unbezahlbar für eine kleine Laborantin wurden sie jetzt an Einheimische wie Touristen verramscht.


    Was die Fahrt wohl kosten würde, sie hatte zwar mal in ein Kursbuch gesehen, aber bei der Berechnung der Streckenkilometer nur Bahnhof verstanden, aber die Schlange war noch lang. Alle schienen nun reisen zu wollen. Vorne hört sie einen Mann reden "ohne Computer, alles mit Kursbuch und die Fahrkarten von Hand ausgefüllt und gestempelt, das glaubt uns keiner zuhause".


    Fortsetzung folgt...


  • Wendet sich nach rückwärts, da sie Stimmen vernimmt, ein wenig klingt der Sprecher als stamme er aus der Gegend um Ortelstein, wo sie auch Verwandte hat


    Waren Sie wirklich noch nie auf einer, wir sind da sogar von der Schule aus mit dem Bus gefahren worden!? Nun, auf den Burgen gibt es wohl neuerdings Ritterspiele und Bernsteinfigürchen zu kaufen, halt so einen Kitsch für reiche ausländische Touristen und Eintritt muß man jetzt wohl auch zahlen. Aber sonst sind das halt nach wie vor Burgen aus dem Hoch- und Spätmittelalter der Ordensritter. Aber ob Sie bei der Hitze nicht vielleicht besser an den Strand fahren? Die Burgen laufen ja nicht weg, aber wenn ist es bei uns schon mal so warm? Ich will aber endlich mal raus von hier, naja, auch wenn es wohl nur die nächste Kleinstadt hinter der Grenze werden wird... Leider lassen die einen nach Alsztyna ja nicht ohne Visum.


    dann sieht sie die Kleidung


    Ach Sie sind ja gar nicht von hier, mein Herr. Woher kommen Sie denn? Irgendwie klangen sie so ein wenig wie mein Onkel. Im Regierungsbezirk Ortelstein und Weilburg reden die Leute mancherorts so ähnlich wie Sie.


    *so*Es gibt eine sprachliche Verbindung zwischen den hessischen Bergregionen über Auswanderung nach Thüringen und Weiterwanderung nach Preußen mit den Dialekten im ostpreußischen Oberland, die Spuren hinterlassen hat.*so*

  • Oh, Gun dach, Fräulein, . Mein Noame is Maggus Krohn, isch bin Marschall der bajarischen Reischsdiät, Häwwe Sie gedenkt, isch kumm vunn do (hier)?

  • Guten Tag. Wirklich? So ein hochrangiger Mann sind Sie in ihrem Land? Ich kann das gar nicht glauben, weil Sie stehen ja hier mit uns ganz normalen Leuten in der Schlange. Ich glaube nicht, daß das jemand von unserer Führung täte.. Nun ja, bis auf Pastor Gogarten vielleicht, aber von dem hat man ja auch schon lange nichts mehr gehört.


    Veralbern Sie mich auch nicht, wegen der Sache mit den reichen törichten Touristen!? Das wäre ja eine besondere Ehre Sie kennenzulernen, Herr Marschall. Das mit den reichen Touristen das habe ich auch nur so gesagt, ich will mir ja selbst mal das Reich ansehen und bin noch törichter, weil ich mir vermutlich hinter der Grenze nicht mal ein Stück kuchen und eine Tasse Kaffee in einem Café leisten kann. Aber wenn man hier sein ganzes Leben eingesperrt war und das Ausland höchstens in Ausschnitten in der Zeitung, in der Wochenschau oder im Fernsehen gesehen hat, dann ist man halt sehr neugierig. Und zuhause hatten wir keinen Fernseher und ausländische Sender waren verboten, man konnte daher auch andere nur eingeschränkt fragen, ob sie einem mal Nordostantika oder Alsztyna einschalten und in Kaisersburg kommt auch keiner der Sender hin.


    Also jetzt, wo sie einen längeren Satz sagen, merke ich doch, daß sie wieder etwas anders reden, aber irgendwie klang das bei dem kurzen Satz so ähnlich. Aber ich bin auch nicht gut in Dialekten; meine Eltern sprechen den zwar, aber mit mir haben sie immer nach der Schrift gesprochen, weil ich auf das Gymnasium gehen sollte. Das bin ich dann auch, aber dann kam die Krise und das Schulggeld war nicht mehr zu bezahlen und dann habe ich eben Photolaborantin gelernt, weil ich gerne photographiere, eine Stelle als Photographin war ebenfalls nicht zu finden. Wissen Sie, die Dialekte von Kaisersburg und von Ortelstein sind ganz verschieden, die Kaisersburger und die Ortelsteiner verstehen sich gegenseitig kaum, wenn sie Dialekt sprechen. Aber ja, ich dachte, Sie kommen von dort, von Ortelstein oder so.


    *so*

    Gut, daß das "do" für hier markiert wurde, das wäre mir als jemand, der im "do-Gebiet" aufgewachsen ist, kaum aufgefallen, das gibt es aber in Ostpreußen nach eigens angestellter Recherche nicht, das heißt nach Wenker wohl in einzelnen Orten und dieses "einzelne" ist wörtlich zu nehmen. In Hessen hat das auch nur der südlichste Teil, der Norden hat häi.

    *so*

  • Da er sowieso nur Nahverkehr fahren muß, entschließt er sich, die Karte im Zug zu lösen oder sie aus einem der elektromechanischen Fahrkartenautomaten zu ziehen, die im Gegensatz zu den Automaten im Reich die Fahrkarten nicht drucken, sondern lediglich vorher bedruckte Rollen ausgeben.

  • Welchest in die Schriftsprache

    Nun, derzeit ist Sitzungspause, sodass ich Zeit für Urlaub habe, also dachte ich mir dass ich mir nun doch mal den neuen Reichsteil anschauen kann.

    Ah, sehr interessant, in Ortelstein spricht man teilweise ähnlich wie zu Hause in Bajar?

  • Und wie finden Sie es hier? Ales etwas ärmlich und rückständig; nicht wahr? Aber wir schaffen das bestimmt, wohlhabender zu werden, jetzt wo wir einem so mächtigen und reichen Bund angehören.


    Ja, so ähnlich, das sind beides mitteldeutsche Dialekte, wenn ich das aus dem Gymnasium noch in Erinnerung habe, man sagt Appel und nicht Apfel, aber noch Ich oder Ech und nicht Ik oder Ek. Ein paar der siedler sollen auch aus Bajar gestammt habn, jetzt wo sie es sagen, meine ich, kann aber auch anders gewesen sein.


    Stimmt das, daß Sie keine Christen sind, in Bajar? Unser Religionslehrer hat gemeint, eine gottlose Brut! Ich finde Sie aber trotzdem sympathisch. (Satz kann überlesen werden, wenn sich dazu nichts sagen läßt oder zu aufwendig).

  • Die Schlange rückt vor und Anneliese nähert sich immer mehr dem Schalterbeamten hinter der Glasscheibe.


    [url=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_B_145_Bild-F012143-0044,_Bad_Godesberg,_Bahnhof,_Fahrkartenschalter.jpg]Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.[/url]

    [url=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_B_145_Bild-F012143-0044,_Bad_Godesberg,_Bahnhof,_Fahrkartenschalter.jpg]Bundesarchiv B 145 Bild-F012143-0044, Bad Godesberg, Bahnhof, Fahrkartenschalter[/url]

    Bundesarchiv, B 145 Bild-F012143-0044 / Simon Müller / CC-BY-SA 3.0 / CC BY-SA 3.0 DE (Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen.)

  • Kurz bevor vor Anneliese an die Reihe kommt verläßt der junge Beamte den Schalter und ein älterer Kollege löst ihn ab. Wie das bei der korischen Beamtenbahn so üblich ist, bleibt der eine antürlich nicht so lange, bis der andere kommt, sondern es wird erst mal die Glascheibe zugeklappt und wortlos ein Schild "Kollege kommt gleich, vorübergehend geschlosen" angebracht. Dieser kommt dann aber auch inerhalb kürzester Zeit.


    zu Krohn:



    Ich sehe, es ist, soweit, falls Sie mögen, Herr Marschall, können wir ja später weiterreden.


    Zum Schalterbeamten:


    Guten Tag, Herr Schalterbeamter! Ich wollte mit dem Zuge nach Nord-Ostantika fahren. Aber ich habe nicht allzu viel Geld, daher kann ich auch nicht allzuweit fahren.


    *so*Sollte Krohn das Gespräch fortsetzen wollen, könenn wir das nach dem Schaltergespräch machen.*so*

  • Schalterbeamter: Juten Toag, Frailainke. Frailainke, Sie jetrouen sich wat, ejentlich is das hier joa een Foahrkoartenschalter und keen Rejsebiereauke und sehen Se die Schlange? Aber ich will moal nich so sejn, bej so een schejnet junges Frailainke. Die Stracke nach Bronn is goar nuscht so lang nich. Da kennten se schheen hinfoahren.

  • Welche ausnehmende Freundlickeit mal wieder, denkt Anneliese, und die Dienstanweiseung, daß die Beamten hochdeutsch reden sollen, scheint sich bis zu dem auch noch nicht herumgesprochen haben, das läßt sie sich aber nicht anmerken. Ob der vom Dorf ist?


    Vielen Dank, Herr Schalterbeamter. Was würde das denn dritter Klasse auf der billigsten Strecke kosten, oder geht da dritter Klasse gar nicht.


    sieht den Schalterbeamten lieb an

  • Neenee, Frailainke, das jeht nu nich. Ich meene, Se kennen joa wohl mit dem Bummelzugke dritter Klasse bis noach Kallenburch foahre, aber dann missen se umstejje. Sie kennen ouch een Stickske Wejterfoahren, aber dann missen se anders iewer de Gränze kommen. In Valbronn jiebt es keene Dritte Klasse, in chanz Nord-Ostantika nich.

  • Also wissen Se Frailainke, sie rejsen doch scheenboar zu allem Iewerfluß alleene, nich? Da kann ich so eem hibsche junge Frailainke goar ich zuroate! Oußerdem hatten sie doch jesoacht, Sie hätten keen Jald! Noa weten se Frailainke, wille se dänn um jede Prejs een Hotalzimmerke brouke oder sich mit eener Stunde Oufenthalt begnieje? Ja wete se dänn nich we lang se da foahre mit aller Umstejerej? Dat sie 26 Mejlke („Meilchen“) (knapp 200 Kilometer) bis noach Bronn – inner Loft! Wänn ich doaran dänk, daß Sie mejne Tochter sejn kännten. Noachhär kommt e junger Mann und saogt: Här-rä Sie Frailein, habich schäänehs Ziemehr, bei mier zuhause kann ich Sie laden ein. Polib ruku! Pojď se mnou! Miluji ji! (Küß die Hand! Kommen Sie doch mit! Ich liebe Sie!).

  • Das hatte Anneliese freilich irgendwie schon gewußt, hatte es aber nicht vor Augen. Jetzt wurde ihr doch etwas bang, wenn man sie nicht verstehen würde, aber das zeigte sie freilich nicht.


    Natürlich weiß ich das, ich bin ja nicht von gestern! Aber wie kommen Sie dazu, sehe ich vielleicht so aus, als ob man mich....


    Einige Leute im Hintergrund werden ungeduldig. „Frailainche, nu machen se doch mal ändlich zu!“ (beeilen Sie sich)

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