[Kaisersburg] Im Schloßcafé

  • Irene saß im Schloßcafé bei einer Tasse Kaffee und einer Zigarette, als etwas oder auch etwas mehr verbummelte Studentin war hier nicht mehr drin, von dem was sie so nebenher verdiente und ihr die nachsichtigen Eltern immer noch zusteckten.


    Das Schloßcafé in der Altstadt war nicht unbedingt, was es dem Namen nach vielleicht zu versprechen schien, jedenfalls nicht ausschließlich. Ebenso wie das Kaisersburger Schloß eigentlich mehr eine ordenszeitliche Burg als ein modernes Schloß war, fand man hier ein recht gemischtes Publikum, weil sich in der Altstadt Repräsentativbauten der Bürger neben verbliebene kleine spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Häuschen fügten und auch hier und da ein Gebäude mehr als Bruchbude mit bröckeligem Putz, denn als ein Bürgerhaus zu erkennen war. Es wurde hier auch deutlich, daß Kaisersburg aus mehreren Städten zusammengewachsen war. Auch wenn die Gegend um das Schloß durchaus eher zu den besseren gehörte, waren immer noch Reste des ganz alten Kaisersburgs un der Kernsiedlung rund um das Schloß zu sehen.


    Heinrich Degenberg hatte die in den späten 30ern in einer Umbruchphase befindliche Altstadt so wie sie war unter Denkmalsschutz gestelllt, oder sollte man besser sagen das Machtwort gesprochen "es bleibt hier wie es ist". Und so lebten Großbürger, Studenten und Arbeiter und manch andere kleine Leute in ziemlicher Nähe. Die "Eingeborenen" wußten zwar alles in etwa einzuordnen, aber für Fremde war die soziale Schichtung erstaunlich kleinteilig und das VF-Regime hatte Klassenkampf von oben wie unten mit aller Macht bekämpft. Aber wer dieses Nebeneinander nicht mochte, der konnte jain die Villenviertel oder die Arbeitersiedlung am Stadtrand abwandern, wer hier wohnte, den störte das bis 1938 verbliebene und dann konservierte Nebeneinander wohl wenig.


    Das Schloßcafé in der Nähe des Schlosses hatte jedenfalls nie wirklich preislich noch sonst so recht eine Entscheidung getroffen, wer sein Publikum sein möge, die Leute aus den prachtvollen Straßen oder den kleinen Gäßchen, die aus den aufpolierten Jugendstilbauten oder den etwas in die Jahre gekommenen Häusern. Man mußte je nach Geldbeutel sorgfältig die Preise studieren und die Leute wußten, auf welche Plätze des Gebäudes sie gehörten, auch wenn es nicht gerade eine Einteilung nach Klassen gab, aber gerüchtehalber waren die Preislisten nicht überall gleich.

  • Richard betritt das Cafe´. er braucht jetzt etwas Abwechslung, zuviel ist in letzter zeit auf ihn und auch auf seinen Vater hernieder geprasselt.

    Eine Kaffee , einen Cognac und eine gute Zigarre, das wäre jetzt das Rechte.

    Er setzt sich winkt dem Ober und nickt der jungen Dame, am Nebentisch, freundlich zu.

  • Erwiderte das Nicken und musterte den Mann ein wenig, er schien mehr Geld zu ahben. In Korland verriet das nicht wie in den weniger aus der Zeit gefallenen Ländern, ob man Anzug trug, sondern die Stoffqualität und es schien als ei es sehr feines Tuch. Ein wenig wunderte sie, daß er nicht argwöhnisch musterte in Lederjacke und Ihren schwarz gefärbten offen getragenen Haaren. War vielleicht doch ein "Netter". Von manchen wurde sie ja jetzt als Ausländerin beschimpft, was sie freilich nicht war. Es ärgerte sie allerdings nun, daß sie die Chance nicht ergriffen hatte, ins Ausland zu gehen, als die Grenzen offen waren, immer verbummelte sie die Gelegenheiten und kam zu "spät"...

  • Der Ober bejahte und fragte, ob es vielleicht auch gleich ein Kosakenkaffee - eine Spezialität des Hauses, die aber auch im restlichen Korland bekannt war - sein dürfte. Denn, daß es schon keinen brauchbaren Cognac mehr gab, sondern nur noch den aus dem zu kalten Weilburg, weil die letzte Bestellung schon zurücklag und gerade hätte bestellt werden sollen, als geputscht wurde, das traute er sich kaum zu sagen.

  • blickt den Ober fragend an


    Aber warum tut er das, er muß doch einen Grund haben, warum er das tut?


    überlegt, ob sie seinen Blick vielleicht länger erwidert hat als sie wollte, zuerst war sie am Anzug hängengblieben und dann hatte es sie irritiert, daß er nicht auf sie herabsah, hatte sie vielleicht aus Verlegenheit oder so gelächelt? Es mu0 da passiert sein, ls sie sich fragte, ob er ein "Netter" sei? Hatte sie ihm zu verstehen gegeben, daß sie zu haben sei, oder gar nach Freiern auf der Suche? So konnte sie aber wirklich nicht gekuckt haben, aber vielleicht hatte die Lederjacke und die schwarze Niethose und das schwarze Pullover die Wirkung erzielt, in korland sah man Frauen wie sie nicht alle Tage, jedenfalls nicht aus einheimischer Produktion.


    Nur das mit dem Konja, wollte er sie betreunken machen und abschleppen? War er auf der Scuhe nach Spaß? Typischer Geschäftsmann vielleicht?


    Fragen Sie Ihn, ob er sich nicht vorstellen will, wenn er mir schon etwas spendiert, ich will wissen, was er von mir will! Zumal das ja Branntwein ist, ich meine, wie kommt er dazu? Ja, ich weiß, daß ich nicht aussehe wie eine Stiftsdame...


    Ob das ein Fetischist war, der auf Alkoholikerinnen und gefallene Mädchen stand? Oder dachte er sie sei "scharf" im Bett?

  • sieht die junge Frau an


    Ich weiß es nicht, warum er es tut, er hat nichts gesagt, er hat nur bestellt und ich habe es gedacht. Hätte ich es nicht bringen sollen?


    nickt


    Das werde ich tun, ich werde es ausrichten. Das Äußere besagt ja oft weniger als man glaubt, wenn ich da an den Hammermörder aus dem Kommissar Perkuhn denke. Um Gottes Willen, furchtbarer Gedanke..


    Wußte nicht so recht, was er von alldem halten sollte. Er hätte die junge Frau leicht für eine leichtes Mädchen gehalten, aber das schien sie nicht zu sein.

  • Das wollte ich nicht, wie dumm von mir! Sehr wohl!


    Begibt sich an Oldendorffs Tisch.


    Verzeihen Sie mein Herr! Aber die Dame läßt fragen, warum Sie ihr eigentlich die Getränke bestellt haben und ob Sie sich nicht vorstellen wollen, sonst wird sie sie nicht zu sich nehmen, sagt sie, wenn ich das recht verstehe.

  • Richard nickt, drückt dem Kellner, als Dank, ein Trinkgeld in die Hand. Dann geht er an den Tisch der jungen Dame.


    Verzeihen Sie junges Fräulein, ich wollte mitnichten aufdringlich sein. Gestatten Richard von Oldendorff.

    Sie können beides ruhig annehmen. Was hat Sie denn hierher verschlagen, denn ich habe Sie hier noch nie gesehen und ich bin öfters hier zugegen.

  • nicht unfreundlich aber auch nicht mehr

    Das dachte ich auch nicht... Ich fragte mich halt nur, warum Sie mir einfach so einen Kaffee und einen Cognac spendieren... Das passiert ja nicht alle Tage.


    Der von dem Oldendorff-Konzern?


    reicht die Hand


    Irene Löbenicht, angenehm, ich bin Studentin. Albernische und Andrussische Philologie und Kunstgeschichte. Vielleicht jetzt nicht so wirklich Ihre Welt...


    Doch, ich bin schon ab und an hier, aber für viel mehr als eine Tasse Kaffee reicht es nicht und die kann ich mir ja auch selbst kochen... Aber naja, das ist natürlich auch nicht Ihre Welt.

  • Setzt sich ihr die hand und lacht.


    Ja der vom Konzern.

    Also Albernische und Andrussische Philologie , sicher nicht, aber Kunsthistorie schon eher. Nicht das ich es studiert hätte , aber meine Mutter war studierte Kunsthistorikerin.

    So bekamen auch wir Kinder etwas davon mit. Ich selbst bin bin Logistikingenieur und leite einer unsere Firmen.

    Was liebes Fräulein Löbenicht, glauben Sie denn sei meine Welt, Tingeltangel, Champus und Kaviar? Da würde mein alter Herr, aber sehr ungnädig werden.

  • Das hätte ich jetzt gar nicht gedacht. Ich dachte an die verballhornenden Worte des berühmten eisernen Kanzlers. Sie werden es vielleicht im Original aus dem Volksmund schon gehört haben, "die erste Generation erstellts, die zweite Generation erhälts, unter der dritten verfällts". Er machte daraus so eine Art Bonmot, "die erste Generation erstellts, die zweite Generation erhälts, die dritte studiert Kunstgeschichte und die vierte kommt ganz vor die Hunde", das fiel wohl in die Zeit nach der Veröffentlichung der Buddenbrooks. Es wird aber auch anderen Leuten zugeschrieben..


    Und ich dachte da eben, so mögen Sie als Unternehmer auch über Literatur- und Sprachwissenschaft und Kunstgeschichte denken. Ich dachte nicht, daß Sie untüchtig sind, untüchtig bin ich, ich bringe nichts so recht zu Ende, das ich anfange. Bohren Sie da aber bitte nicht nach, das ist ein wunder Punkt bei mir. Ingenieure sind da ganz anders, zielgerichteter und haben oft wenig Sinn für Bildende Kunst, Musik und Literatur, es erscheint ihnen überflüssig und zeitverschwendend. Viele Kaufleute denken auch so.

  • Denkt kurz nach und lächelt dann.


    Fräulein Löbenicht bitte fassen sie jetzt mein Angebot nicht falsch auf. Sie könnten sich ein paar Taler zu Ihrem Studium hinzuverdienen, Ich stelle Sie halbtags bei mir ein.

    So können Sie Ihr Studium fort führen und dabei noch etwas verdienen. Ich hätte auch etwas davon wir könnten uns über Kunsthistorie unterhalten.

    Verzeihen Sie meinen direkten Vorstoß aber das ist nun einmal meine Art.

    Im übrigen hatte der eiserne Kanzler zu 80% recht mit seiner Bemerkung.

  • Sie können ruhig offen sein, ich gefalle Ihnen? Sonst würden sie ja nicht einer wildfremden Bummelantin so etwas anbieten. Wo wäre das denn, hier in Kaisersburg oder auswärts? Nun es ist nämlich einerseits so, daß ich schon Nebenbeschäftigungen habe, andererseits wäre das natürlich unpraktisch, wenn ich täglich mit dem Zug nach Kornhof fahren müßte. Ich weiß nicht wie lange ich da unterwegs wäre aber ich schätze mindestens zwei Stunden einfach...


    Er hatte vielleicht sogar recht, nach bürgerlichen Maßstäben bin ich ein hoffnungsloser Fall, ich weiß nicht was ich will und lasse die Chancen verstreichen, weil ich nicht anders kann, weil ich nicht ankommen will.

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