Büro der Leiterin der Frauenschaft der VF

  • Hildegard Baranowski war vor zwei Jahren der greisen evangelischen Theologin Henriette von Bärenstein nachgefolgt, die ihr Amt mit 82 Jahren niedergelegt hatte. Die Langerichtsdirektorstochter, die nach einer Liebesaffäre einen größeren Bauern geheiratet hatte, weil das Resultat vor der Haustür stand - was man aber freilich nicht an die große Glocke hing - war die Kompromißkandidatin zwischen Konservativen und "Frauenrechtlerinnen", oder was man unter korischen Verhältnissen dafür halten mochte, und sie war Katholikin aus dem südlichen Ortelstein, aber eben keine harte Katholikin, sondern eher hochkirchlich denkend, was einen letzten Ausschlag gegeben hatte. Allerdings schmeckte das nicht allen Protestanten, daß sie Katholikin war, aber nach 80 Jahren war es wohl Zeit, daß auch mal eine Katholikin an die Reihe kam, außerdem war ja Scheuersmann auch einer.

  • Sehr schön! Eine entsprechende Aufgabe, die ihren Qualifikationen entspricht ist zu vergeben.


    Ich habe schon einmal einen Blick in Ihre Zeugnisse geworfen, die sind recht erfreulich. Berufserfahrung haben Sie anscheinend noch nicht so viel, aber Sie sind ja noch jung und wollen Sie sicher sammeln und es ist ja weiß Gott kein Makel, eine Weile Hausfrau gewesen zu sein. Bevor ich Vorsitzende der Frauenschaft wurde, war ich ja selbst Hausfrau und Mutter.


    Leider muß ich Sie als Verheiratete allerdings der Form halber fragen, ob Ihr Gatte Ihnen die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit gestattet, Sie wissen ja, Stichentscheid und so...



    [think]

    Furchtbar, daß es so etwas immer noch gab, aber das sagte sie nicht, jedenfalls nicht mit Worten...[/think]


    Da Ihre Vorgängerin uns wegen Heirat verläßt, wird die Stelle bereits in allernächster Zeit frei. Sie müßten also zeitnah zur Verfügung stehen.

    Wissen Sie, mich erreichen täglich viele Briefe, die nach Wichtigkeit zu sortieren, teils mir vorzulegen, teils von Ihnen selbst zu beantworten wären, so weit es sich mehr oder weniger um, nun ja, vergleichsweise leicht zu beantwortende Auskunftwünsche u.ä. handelt, die nicht meiner persönlichen Aufmerksamkeit bedürfen. Trauen Sie sich das zu?


    Schließlich und endlich bräuchte ich noch eine Zuverlässigkeistbescheinigung durch ihren örtlichen Zellenleiter, aber das sollte ja eine Formalität sein.


    lächelte

  • Vielen Dank, das freut mich sehr. Mein Mann hat mir ein Schriftstück diesbezüglich mitgegeben aber seien sie versichert, ich glaube in unserer Ehe wäre es eher ich, die ihm etwas erlaubt oder auch nicht...


    Versucht sie einen kleinen, nicht ganz unwahren Scherz, da sie am Tonfall der Dame erkennt, dass ihr der Stichentscheid auch eher ein überkommenes Relikt zu sein scheint.


    Bezüglich anderer Umstände die dazu führen könnten, dass auch ich längere Zeit hier ausfalle sei gesagt, dass ich aus medizinischen Gründen wohl leider nicht in der Lage bin, dem Vaterland Nachwuchs zu schenken. Daher mein Wunsch mich anderweitig für Korland nützlich zu machen.


    Wenn sie wollen kann ich außerdem sofort anfangen. Ich habe bereits in einer Poststelle als Aushilfe gearbeitet und traue mir daher zu, ihnen hier schnell helfen zu können. Das Schreiben des Zellenleiters wollte er ihnen zukommen lassen, vielleicht finde ich es sogar direkt im Posteingang, wenn ich mich damit befasse...

  • Nun wissen Sie bei meinem Gatten und mir ist das so, daß wir uns wechselseitig respektieren und, wenn es Differenzen gibt, dann sprechen wir in Ruhe sarüber, er versucht nicht mir Vorschriften zu machen, aber ich auch nicht ihm.


    Das ist sehr betrüblich, das Mutterglück ist doch ein hohes Glück, es würde aber auch keine Rolle spielen, soweit Sie nicht gerade jetzt im Moment ein Kind erwarteten und die Stelle nicht antreten könnten. Aber ein späterer Kinderwunsch könnte für mich nie ein Grund zur Nichteinstellung sein. Die Frauenschaft der VF setzt sich ja dafür ein, daß die dieser Frage keine Möglichkeiten abgeschnitten werden. Wissen Sie, ich war ja selbst im wesentlichen Hausfrau, bis ich in dieses Amt gewählt wurde. Aber mein Jüngster war dann in einem Alter, wo er meiner ständigen Sorge nicht mehr bedurfte und meine beiden älteren Töchter können das ein Stück weit kompensieren. Meine älteste ist Lehrerin, will aber vielleicht auch mal heiraten, ob sie dann im Beruf bleibt oder Hausfrau wird, das sollte dann ihre Entscheidung sein.


    Das trifft sich sehr gut, ich werde Ihnen bei nächster Gelegenheit Bescheid geben, ob wir uns für Sie entscheiden, Frau Stumpf, aber ich glaube ich kann schon sagen, daß Sie in die engere Wahl gezogen sind.

  • Ist an ihrem ersten Arbeitstag überpünktlich und lässt sich einweisen. Am Ende des Tages hat sie schon ein paar eigene Ideen einbringen dürfen und einen guten Schwung Papierkram und vor allem den Posteingang geordnet. Man konnte so zwei Tage aufholen, so dass die Post nur noch im Schnitt drei Tage liegt, bevor sie endlich gelesen wird.

  • Auf Such nach seinem Schwesterherz kommt Julius vorbei und triff auf Frl. Stumpf. Da kann der alte Charmeur doch gar nicht anders, als den Versuch eines Flirts zu starten Das seine Schwester andere Pläne mit im hat ahnt er ja nicht..


    Front Heil , Kameradin, Sie sind neu? Julius Menke, haben Sie zufällig mein Schwesterlein hier herumspringen sehen? Lucretia Menke, meine ich .

    Also ich muss schon sagen , es hat sich hier einiges zum besseren gewandelt, wenn ich mit Verlaub, Sie mir so anschaue, kein Vergleich zu der Walküre die vor Ihnen hier saß.

  • Zieht unbeeindruckt die Augenbrauen hoch.


    Frau Renate Stumpf. Dies ist mein erster Tag hier, das Fräulein Menke ist mir noch nicht vorgestellt worden, tut mir leid.


    Sagt sie in neutralem Tonfall, hebt dabei die Hand und spielt demonstrativ mit ihrem Ehering.

  • Ach herrjeh Julius, dass war wohl nichts. Die Gute ist verehelicht, nun ja eigentlich auch kein Hindernis, normaler Weise. Nur nicht hier, seine Schwester bekäme Ärger mit der Frau Minister, dann würde er Ärger mit Lucy bekommen, also artig den Rückzieher machen.


    Nicht für Ungut Frau Stumpf, da Lucy nicht zugegen, bin ich auch schon wieder weg. Schönen Tag.

  • Gegen Feierabend sucht die Baranowski die Neue auf


    Das haben Sie sehr schön gemacht, Frau Stumpf, machen Sie nur so weiter, dann wird ihnen vielleicht noch eine glänzende Laufbahn in der VF bevorstehen! Das ist wirklich sehr erfreulich, daß jetzt alles mehr Ordnung hat und schneller geht.

  • Das freut mich.


    Nun ja, es kommt darauf an, wenn Sie wußten, daß sie nicht da ist, dann war das völlig in Ordnung, denn ich konnte ihm ja nicht helfen. Wußten Sie es aber nicht, dann hätten Sie sich natürlich hier im Hause oder zur Not bei mir persönlich erkundigen müssen. Allerdings war das ja ohnehin wohl ein Privatanliegen, das kann schon nicht so wichtig gewesen sein.


    Mit Privatanliegen ist es natürlich so, sollte irgendjemand hier im Hause zu oft Besuch bekommen, dann muß ich das natürlich auch wissen, wir sind ja hier nicht nur zu unserem Privatvergnügen, sondern müssen auch in bißchen arbeiten.


    Nimmt eine Flasche Sekt hervor


    Die ist für Sie und Ihren Mann, da können Sie gleich noch etwas anstoßen. Sowas ist ja im Moment noch schwer zu bekommen, weil kein Wein importiert wird und er bei uns nur an wenigen Stellen gedeiht, aber das wird jetzt sicher bald wieder besser.

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