Kneipentour durch Deblin

  • Der Weg führt vorbei an weiteren klassizistischen Bauten aus der Stalinksi-Ära, dann geht es vorüber an Plattenbauten, die unter dessen Nachfolger errichtet wurden, schließlich gelangt man in einen Jugendclub, der sich inmitten eines steingrauen Plattenbauensembles befindet und der äußerlich ebenso grau ist, bis auf das rote Schild "Klub Młodzieżowy" [Jugendclub] in weißer Schrift auf rotem Grund. Selbst für den dümmsten Clubgast ist an der Bluse der Genossin zu erkennen, daß es sich um eine Funktionärin handelt, auch wenn man wohl nicht sieht, wie hochrangig und an der Kleidung der Gäste dürfte auszumachen sein, daß sie Ausländer sind. Das Innere des Clubs ist mit seinen rotbraunen Vorhängen, Gardinen und Blümchentapeten für westliche Verhältnisse immer noch etwas trist, aber deutlich einladender. Es wirkt aber irgendwie etwas als sei die Zeit in den 70ern oder frühen 80ern stehengeblieben. Man betritt den Club! Die Genossin Schulzka zeigt ihren Ausweis und lächelt.


    Freundschaft! Kannst Du uns schnell wie immer placieren, Tawarysz Platzanweiser!?


    Dieser bejaht und stellt sich als Wojciech Kubicki - Student des Bauingenieurwesens - vor und placiert die Vier fensternah auf einen guten Platz, der vermutlich für Freunde des Platzanweisers oder andere Funktionsträger vorgesehen war. Daß mit dem Schnell placieren sonst überhaupt nichts war, dürften die Mädel an den Blicken der übergangenen teils lange Wartenden kaum verkennen können.

  • So, da wären wir, was mögt ihr haben? Vielleicht mal zuerst etwas trinken!? Selters, Kwas, Cola, Limo, Bier, Wein, Wodka, Apfelsaft?


    reicht die Karten, die aber eigentlich nur zwei dünne Blätter sind, wenigstens das sollte dieses Mal da, sein, dafür wurde im Vorfeld gesorgt.

  • Gerne und ihr beiden anderen?


    [think]

    Welch ein Glück daß die Brühe der Industriestadt Deblin angesichts des angekündigten Besuchs nicht wirklich in den Fässern ist - man hatte extra Bier aus der Provinz besorgt, gebraut mit echtem Hopfen und Malz für den Export. Wer masowisch versteht, kann die lobenden Worte der anderen Gäste über das Bier hören und wie anders es heute schmeckt als sonst und daß das sicher nicht aus der volkseigenen Brauerei Deblin stammt. Wobei viele es gar nicht merken, weil man hier eher sowieso Wodka trinkt, Wein ist außerhalb des Rhauslandes und der angrenzenden Regionen im Süden auch eher schwer zu haben.[/think]

  • Einen Wodka und eine Cola würde ich sagen. Ich will mal wissen, wie der rein schmeckt Euer Wodka.


    Aber das extra rangekarrte Bier... Ich verstehe fast jedes Wort, was hier gesagt wird, auch wenn ich wie eine Bäuerin klinge, wenn ich zu reden anfange. Ist das Bier hier wirklich so mies, daß man es einem nicht vorsetzen kann?

  • Ja hörst Du es denn nicht, so viel masowisch solltest Du mit Deinem Valbronnisch ja auch verstehen, daß das Bier hier scheinbar kein Standardbier aus Deblin sondern irgendeine gehobene Qualität ist, die es sonst nicht gibt. Dann stimmen die Gerüchte mit Ochsengalle statt Hopfen und Enzymen statt Hefe und gechlortem Wasser also doch, die die korische Propaganda verbreitet?

  • Nein, also streiten... Ich weiß nicht, ich bin etwas direkt, aber das kennt sie von ihren Landsleuten. Wir Slawen diskutieren noch direkter und härter als ihr Germanen! Das ist eben so!


    Korisches Bier ist jetzt nicht der Maßstab und ja, es ist in den wenigen stark industrialisierten Städten nicht immer so gut, wie dort, wo es wenig Industrie gibt und es gibt für die lokalen Brauereien zumindest in den unteren Preisstufen so eine Art Monopol - hängt halt mit dem Korporatismus zusammen, Aber jetzt reden wir doch von masowischem Bier oder nicht?

    Es ist nicht Antikommunismus, ich mag halt keine Theateraufführungen.

  • weist die Kellnerin an, die dann auch bald das Gewünschte bringt


    Also ich muß so offen sein, das Bier aus Deblin hat keinen guten Ruf, aber das mit den komischen Inhaltsstoffen stimmt nicht, das Wasser hier ist nicht so ideal, nicht schmutzig, einfach nicht ideal. Es war auch früher nicht besonders gut, bevor es viel Industrie gab. Aber was hier ausgeschenkt wird ist masowisches Bier Es ist insofern keine Theateraufführung, außer daß wir Euch nicht eines der Schlechtesten Biere des Landes anbieten wollten, es ist im ganzen Land verschrien!


    Aber ich würde jetzt auch sagen, vertragen wir uns lieber, sonst wird das für alle von uns nicht schön.


    denkt auch an den Ärger, den sie bekommen könnte


    Eiegentlich wollte ich ja Apfelsaft... Jetzt trinke ich auch mal erst einen Wein.

  • Zum Wohl!


    Nahm einen Schluck von ihrem Wein und überlegte, worüber man unverfänglich reden könnte, aber es fiel ihr nichts rechtes ein.


    Und welche Lippenstiftfarbe benutzt ihr so am liebsten? Bei mir ist das etwas schwierig, weil ich ja rothaarig bin, grüne oder blaue Lippenstifte gibt es hier nicht und ich meine, das sähe auch etwas merkwürdig..., oder? Daher nehme ich meist so irgendwas in Richtung Purpur/Magenta hatte aber auch schon ein verschiedene wärmere Rottöne. Aber wenn ich Euch für irgend etwas beneide, dann die Auswahl bei Sowas, auch wenn das nicht gerade mein bester Charakterzug ist, ich sollte mich weniger dafür interessieren.

  • Meinst Du jetzt wirklich den Lippenstift oder das sonstige Makeup? Wobei ich wie gesagt rothaarig bin, entsprechend geht auch meine Haut ins Rötliche. Das könnte man in der Plankommission vielleicht wirklich mal stärker zur Kenntnis nehmen, sag' ich mal, daß so 0,5-2% der Bevölkerung bei uns rothaarig sind. Tun sie zwar rudimentär, aber leider aber nur sehr beschränkt.

  • Also ich schminke mich auch eher dezent, etwas von allem aber eher Hautfarben, etwas Lippenstift , Wimperntusche usw. Wenn wir zurück sind können wir jedenfalls mit dem Vorurteil aufräumen, daß es bei Euch alle grau rumlaufen, Du bist von uns am stärksten zurechtgemacht, was das Makeup angeht... Aber dass es so einen strukturellen Rassismus bei Euch auch gibt hätte ich nicht gedacht. Das hat mich jetzt doch etwas mitgenommen.

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