Ein Gespräch mit dem Direktor der Kaisersburger Stadtwerke über gegenwärtige Problme der Ver- und Entsorgung

  • Kapkeim:

    Reden Sie mir doch nicht dauernd rein – also kurz und knapp: Es wird so viel Strom verbraucht, daß uns an manchen Stellen in den Transformatorenstationen die Sicherungen durchgebrannt sind und auch in den Hotels brennen am laufenden Band die Sicherungen durch und dann beschweren sich die Gäste, die meinen all ihre mitgebrachten Elektrogeräte und die vorhandenen zur gleichen Zeit laufen lassen zu müssen. Die Hersteller dieser Scherungseinsätze kommen gar nicht mehr in der Produktion nach. Es müssen schon Sicherungseinsätze in Seyffenstein bestellt werden. So kann man sich natürlich auch Absatz schaffen... Auch haben wir katastrophale Abweichungen in der Spannung und der Netzfrequenz. Und es ist ja nicht nur morgens, nein, die Leute lassen tagsüber die Fernseher laufen, wenn sie nicht mal im Hotelzimmer sind und bleiben bis spät in die Nacht wach und verbrauchen Strom. Auch auf die Lichtspannung achten sie nicht und beschweren sich dann, daß irgendwelche Geräte defekt sind.

  • Kapkeim: Das mag sein, das habe ich auch nicht behauptet. Aber wissen Sie, was man merken könnte ist, daß es recht trocken ist und die Flüsse Niedrigwasser haben und daß die Wasserkraftwerke da nicht die volle Leistung bringen. Was heißt das, wir müssen mehr Kohle an die Kraftwerke heranschaffen und bei der Hitze können sie die Bergleute im Braun- und Steinkohlenbergbau auch nicht unendlich Überstunden machen lassen, das ist eine harte Arbeit. Unter Tage ist es immer heiß, über Tage im Moment auch. Und dann verbrauchen die zusätzlichen Touristenzüge zusätzlichen Strom bzw. Kohle und es fehlen die Gleiskapazitäten und die Lokomotiven. Häckel und Schlehdorn sagen, sie können nicht mehr heranschaffen!

  • Kapkeim: Genau diesen Häckel meine ich, wobei das mich als Direktor der Stadtwerke nur am Rande tangiert, für solche Fragen der Brennstoffkontingente ist ja Direktor Dargoleit der Korlandwerke zuständig. Ich kämpfe lediglich darum, daß wir unseren Anteil hier in Kaisersburg bekommen. Aber das Problem ist ein fast Gesamtkorisches. Die Leute mieten sich ja sogar auf den Bauern- und Fischerdörfern ein und verschwenden da unsern Strom und unser Wasser.

  • Aber direkten Wassermangel leiden wir doch in Korland nicht, nicht wahr. Ich muß außerdem wirklich noch einmal sagen, daß sich die Touristen, die Sie vielleicht auch uns gerade zuhören da keine Vorstellung machen. Ich war für wenn auch nur kurze Zeit Korrespondent in Bergen und ich glaube zu wissen daß dort die Netze wohl sehr viel leistungsfähiger sind.

  • Kapkeim:


    Nur für kurze Zeit? Wohl etwas unzuverlässig gewesen, was... Wobei mir offenbar wird, wo sie sich anscheinend dieses ständige Unterbrechen und Besserwissen abgeguckt haben.


    Das ist aber nicht der springende Punkt, was Bergen macht, sondern, daß wir diese Mehrverbräuche bedienen müssen. Und jetzt lassen Sie mich zum Wasser und Abwasser kommen. Nein, wir leiden keinen Wassermangel, wen man es prinzipiell betrachtet. Aber wenn zu viel Wasser zur gleichen Zeit entnommen wird, das Wasser aus größeren Tiefen gefördert werden muß usw. und die Stromversorgung schwächelt, dann... Wobei ich Ihnen sagen muß, daß da Sie auch schuld sind, mit ihrem nun oft verlängerten Rundfunkprogramm... Jedenfalls ist es nicht immer alles ganz einfach. Wozu wollte ich noch sprechen?

  • Kapkeim: Ach ja richtig, manchmal sind Sie ja doch zu etwas nütze, obwohl Sie mir sehr auf die Nerven gehen, hier so Partei zu ergreifen, das ist nicht Ihre Aufgabe! Also angesichts der ganzen Duscherei werden große Mengen synthetische Waschsubstanzen in die Flüsse gebracht. Die Herren Touristen nehmen ja auch nicht einfach ein Stück Seife, wie normale Menschen, um sich die Haare und die Haut zu waschen, nein ein synthetisches Schampuhn muß es sein. Sogar die Männer, man möchte glauben, die seien alle vom andern Ufer. (Lacht) Da besteht die Gefahr von Algenbewuchs und dem Umkippen der Gewässer.

  • Sie werden entschuldigen. Aber woher können Sie eigentlich so genau sagen, ob das alles Touristen sind, die das verursachen? Es kann doch auch sein, daß vieles von den Geräten, Chemikalein usw. von Koren irgendwie mitgebracht wird. Aber auch hier kann man – glaube ich – keinen pauschalen Vorwurf machen, im umliegenden Ausland hat man da seit längerer Zeit aufwendige Reinigungsanlagen, soweit es mir bekannt ist.

  • Kapkeim: Ich merke immer mehr, Sie wollen sich hier den neuen Herren andienen! Aber daß Pfandflaschen in den Abfall geworfen oder als Souvenir mitgenommen oder auch über die Grenze geschleppt werden und dann einfach nicht zurückgebracht werde, weil man es nicht nötig hat, so daß unseren Brauereien, Limonadenherstellern und Keltereien die Flaschen ausgehen, das kann ja doch beim besten Willen nicht auf das korische Konto gehen, nicht wahr!? Und welche Verluste das bring! So, nun habe ich aber auch alles gesagt, was zu sagen war.

  • Nun ja, das mit den Pfandflaschen in der Tat wohl nicht. Aber auch hier wage ich es zu bezweifeln, daß die betreffenden Leute allgemein um den Schaden wissen, den sie anrichten. Ich bedanke jedenfalls mich für das Gespräch.

  • Dieses Gepolter war zwar seine Sache nicht, aber die Stromschwankungen, bei denen kaum ein Fernsehabend noch reibungslos verlief, ohne, daß man die Bildsynchronisation mehrmals nachstellen mußte, ging ihm auch auf die Nerven. Mit Argusaugen beobachte er auch den Stelltransformatformator, denn wenn zur Abendzeit die Spannung einen Teiefpunkt hatte, so stieg sie gegen Sendeschluß stark an und gefährdete die Röhren, die Hochspannung und den Netztrafo, so mancher Fernsehapparat war schon bei diesen plötzlichen Spannungsanstiegen abgeraucht. Auch im Labor merkte man es an ungleichmäßigen Abzügen. Am Tage, da waren schon bei so manchem Kühlschränke kaputtgegangen, wegen Unterspannung. So wirklich neu war es wohl nicht, zur Zeit war es aber heftiger, gerade hier in der Bahnhofsgegend.

  • Unerhört, daß sich da nun die wirklich Verantwortlichen jetzt so aufspielen. Dazu noch heißt er potentiell lebensbedrohliche Behandlungen und Strafvereitelung gut. Der Mann hätte ertrinken können. Überlegt sich, Strafanzeige zu stellen. Leute wie dieser Sprüher sind einfach nur Produkte des Kapitalismus.

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