Unterricht im Klassenraum der Zweiten Klasse bei der Lehrerin Fräulein Baranowski

  • Entschwandt ins Lehrerzimmer, das mit Kabuff mit Stüheln Tisch, Bücherschrank und Telephon wohl besser bezeichnet war, wo sie versuchte einen Arzt zu erreichen, doch wie es so war, war der eine auf Hausbesuch und beim anderen ging keiner an den Apparat, notgedrungen rief sie Dr. Metzler aus dem Nachbarort, der ihr als Protestant zwar wenig geeignet schien, ein katholisches Mädchen zu untersuchen, und wohl sich wegen der konfessionellen Verhältnisse auch noch als Nebenerwerbslandwirt und nicht so ganz legal als gelegentlicher Tierarzt verdingte, aber was wollte man tun, es konnte ja sein, daß dringend Medikamente verabreicht werden mußten und da konnte sie kaum warten, bis ein Doktor von der Küste kam. Dann begab Se sich wieder in den Klassensaal.


    Der Doktor kommt gleich und ihr habt so lange Pause, unterrichten kann ich unter diesen Umständen ja doch nicht! Vielleicht sollten wir alle beten, daß Eva nichts böses hat und schnell wieder gesund wird!?


  • So hatte sie sich das nicht vorgestellt, sondern, daß dei Pause hier im Klassensaal stattfinde, aber sie konnte ja zur Not das Geschehen auf dem Pausenhof aus vom Fenser verfolgen und wenn die Kinder spielten, waren ja meist auch keine Erwachsenen dabei.


    Aber gebt Acht, der Doktor wird in wenigen Minuten mit seinem Wagen kommen!


    wandte sich dann wieder Eva zu


    Na, zeigen die Wickeln schon Wirkung!? Der Doktor kommt gleich!

  • Dreht sich zu dem Fräulein um.


    Seid wann fährt Doktor Fröhlich den Wagen denn selbst? Großvater hat im doch extra ein Auto mit Fahren geschenk, damit jener auch Landbesuche machen kann.

    Hatte er davor zwar auch ,war aber immer mit der Kutsche.

    Verzeihung aber welcher Doktor soll den das Evchen heilen? Das ist doch Herrn Doktor Fröhlichs Aufgabe.


    Natürlich gab der Lorbas nur wieder, was man ihm eingetrichtert hatte.

  • Dr. Fröhlich kann sie später sehen, wenn das noch nötig sein wird, ich habe natürlich einen hiesigen Doktor verständigt und keinen, den ich nur umständlich über Fernamt erreichen kann und der dann schon für den Hinweg bald zwei Stunden Autofahrt von der Küste vor sich hat und der aller Wahrscheinlichkeit auch nicht stundenlang alles stehen und liegen lassen kann.

  • Als der Hauptlehrer erscheint lässt Wolle ein laute "Achtung" ertönen. Dann klappt er mit Hacken und meldet, das er dabei den Herrn Hauptlehrer mit seinen altem Dienstgrad, den er entweder vom Großvater oder von Lehrer selbst erfahren hat, anredet, merkt er gar nicht.


    Herr Oberfeldwebel , die Eva Meissner ist umgefallen, wie ein Stein. erst dachten wir , nun ist sie tod.

    Unser Frl. Baranowski jedoch ,welche gerade den Doktor anruft, belehrte uns eines besseren. Daher macht der Siegfrie ,seiner Schwester , auf des Frels Anweisung Wadenwickel.

    Die Klasse ist ansonsten wohlauf, keine weiteren Vorkommnisse.

  • Dr. Metzler aus dem Nachbarort Viereichen erreichte die Schule in seinem Wagen, mit Kleeberg hatte er sonst nicht allzu viel zu tun, die Protestanten hier konnte man an Händen abzählen, wenngleich die natürlich fast alle seine Patienten waren, aber deren Kinder gingen auch in Viereichen zur Schule. Metzler sprach seinen Kolonistendialekt, milderte ihn aber etwas und sagte statt "Märe" etwa "Mädche". Das war nicht sehr problematisch, denn der deutsche Dialekt des Ortelsteinischen und sein eigener wiesen, obschon sie hunderte Kilometer voneinander entfernt entstanden waren, doch gewisse Ähnlichkeiten auf, soweit es nicht um von einander abweichende Ausdrüke ging, außerdem gehörte ja das gelegentliche Nachäffen des Dialekts des Nachbarortes und das Reden über Unterschiede hier wie überall zu den Beschäftigungen der Landbewohner. Wären da nicht die Konfessionunterschiede, hätten sich die Unterscheide sicher längst eingeebnet.


    Gunndach, Metzler! Ich sinn geruf worr! Ä Mädche wär in Ohnmacht gefall!?


  • Reichte dem Arzt ihre Hand und geleitete ihn zu Eva, da der Arzt Dialekt sprach tat sie es auch


    Jutte Taoch, Baranowski, öch sei hiea die Lehrarin, Häa Dokta Mätzla, öch hatte mit ähne jesproche. Unsa Evache ös zesoame jebroche. Das scheint eine Dakäälungk oder öne Grippe ze seie. So jenau weeß ich das ooch nich. Wia hoabe iha Woadewickle jemoacht. Ich hoffe, dass wia doa nichts dakehrt jemoacht hoe.


    stellte auch den Herrn Hauptlehrer vor

  • nahm die Hand entgegen


    Dònn gucke mer aa gleich emol, was los is, Frailein Baranowski. Wónn des in Ohnmacht gefall is, dònn is des beschdimmt ebbes merrem Krääslaaf und mit Fiewer un so!


    "Sommergrippe, vielleicht!"


    setzte er hochdeutsch nach, denn ob die im Nachbarort volkstümlich leicht scherzhaft gebrauchte Bezeichenung "die Freck" - eigentlich die Verrecke und früher oft für tödliche Krankheiten gebraucht - hier ebenso geläufig war, das wußte er nicht.


    Do hónn se dónn wahrscheints schunn inschdinktiv richdig gehònnelt.


    zu Eva


    Du bisch also des Eva des wo krònk is!? Wie geht's derr dónn?


    mehr in die Runde als zu Eva


    Is schunn Fiewer gemeß worr? Awwer so rod wie die Bäckelcher sinn, do brauch ich ball kää Thermomeder. Wie bees issen des eichentlich uffgeschlaa, ich menn vun weeche meechlicher Gerhirnerschitterung


    auch bei diesem Wort neigte er seine Sprechweise nach dem Standard


    un so?

  • Sigge spricht den Atzt an, allerding verhaspelt er sich gewaltig.


    Ungekippt isse, einfach umgekippt, Herr Doktor.

    Rote Backen hatte Sie auch.

    Habe ihr nasse Wadenwickel gemacht.

    Ach so , ja, fast vergessen, sie hat eine gelbe Zunge und belegte Augen, Herr Doktor. ( natürlich meinte der Lunich es umgekehrt.)

    Wird Sie denn wieder, Herr Doktor?

  • Betrachtet das Mädchen und fühlt den Puls und mißt den Blutdruck, dann mißt er Fieber, während er die Untersuchungen durchführt, hört er dem Jungen zu.


    Temperadur is ze hoch un de Blutdruck is ze niedrich, de Puls is schwach... Do misse mer Schbritze gewwe!


    bereitet die Spritzen vor.


    Des hasche gud gemach Knecht (*)... Du bisch de Brurer, gelle!?


    Awwer Du mensch (meinst) jetz beschdimmt gääle Aue und e belehti Zung...


    Also des mit denne gääle Aue, des gefallt mer net so recht... Do mißt mer eichentlich e Blutunnersuchung mache... Weil des kummt vun de Lewwer.


    zur Lehrerin


    Is des enns vun uns, weil se mich geruf' hònn!? Awwer dònn mißt se jo eichentlich zu uns in die Schul' gehn...


    gemeint war damit natürlich, ob sie evangelisch sei



  • Schaut recht ratlos zum Hauptlehrer, dann zum Fräulein und auch zu Wolle und zuckt mit den Schulter. Spritze hat er noch verstanden , die frage ob e der Bruder auch und das er der Knecht sein solle. Was ihn verwundert er sieht doch gar nicht wie ein Knecht aus.


    Der Bruder, jawoll Herr Doktor, aber ich bin kein Knecht!



  • Wolle war verwundet als der Doltor den Sigge , als Knecht titulierte. Als Vetreter seiner Famielie fühlte er er sch verpflichen den Herrn Doktor über seinen Irrtum aufzuklären. Er nickte dem Arzt kurz zu .


    "Herr Doltor, gestatten , von Oldendorff, Sie werden uns sicher kennen? Der Meissner ist kein Knecht und seine Schwester keine Magd, sehr wohl sind die Eltern bei uns in Diensten, aber auch nicht als eingache Knechte.

    Sie sind Angestellte der großväterlichen Firma, bzw. der Familie, Knechte haben wir zwar auch ,aber das sind andre.

    Was der Sigge vorhin sicher meine, waren belegte Zunge und gelbe Augen. Der Arme ist etwas durcheineinander.
    Soll denn der Herr Doltor Fröhlich , auch noch kommen?"


    Wolle konnte auch ganz brav und manierlich reden ,wenn es denn anebracht. Ob es aber dem Herrn Hauptlehrer und dem Fräulein recht gefielt ,dass er sich einmischte , stand aud einen anderen Blatt. Wolle jedoch hielt sich an die Devise des Großvaters, wo ein Oldendorff ist, dort übernimmt er das Kommando und wolle kam sehr nach dem alten Herrn.

  • lachend zu den Lehrern über Oldendorff


    Nicht wahr!? Der Junge heert sich auch gerne sprechen!?


    dann zu demselben


    "Knecht", des saat mer halt so zurem liewe klenne Bu - ich meine Junge - bei uns in Viereeche. Ich wääß schun, e belehti Zung un geele Aue. Ich siehs's jo.


    Wer issen des, der Doktor Frehlich, ist des ein Kolleeche von mir. Von wo ist denn der, weil ich kenne hier keinen Kolleechen namens Frehlich weder Protestant noch Katholik?


    dann in die Runde


    Vorerkrankungen hat das Mädchen aber doch nicht!? Nicht, daß man das bericksichtichen mißte bei der Behandlung.

  • Der Herr Dr.med. Arnold Friedrich Fröhlich, das ist der Leibarzt meines Großvaters und der famile, eingeschlossen der Meissners. Großvate hat es so befohlen.

    Doktor Frohlich kann Ihnen über alle etwaigen Erkrankungen der Meissners berichten,

    Ach nehmen Sie es mir nicht krum Herr Doktor, Sie sind nur ein einfacher Landarzt und da Sie kaum mit Leuten wie Herrn Doktor Fröhlich zu tun haben, werden Sie ihn kaum kennen.

    Das Fröhlich-Sanatorium sagt Ihnen also nichts.

    Den Spruch mit sich gern reden hört, kenne ich schon vom Großvater, er sagte mal ähnliches.

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