Amtsstube des Kriminalrats Egon Komnick bei der Politischen Polizei

  • Komnick saß in seiner Amtstube über Akten, in der Stube prasselte ein Kachelofen, den er von Zeit zu Zeit mit Holzscheiten fütterte. Jetzt war wieder mehr zu tun, es sollte wieder mehr durchgegriffen werden, so hatten die Worte Balzers von der strammen Führung jedenfalls die Chefs der Polizeien aufgefaßt und das machte sich beim Arbeitspensum bemerkbar, zunehmend konnte nicht mehr sorgfältig geprüft, sondern es mußten Bauchentscheidungen getroffen werden, was Komnick nicht behagte. Warum man hier noch Kachelöfen hatte, er wußte es nicht, es war jedenfalls eines der letzten großen Gebäude, daß noch nicht mit einer zentralen Schwerkraftheizung ausgestattet worden war, als Kriminalrat müßte er die Scheite nicht selbst hineintun, aber das war ihm bei weitem zu dumm, das jemandem aufzutragen, es genügte ihm vollends, daß die Scheite regelmäßig angeliefert und die Asche entfernt wurde.

  • Hat Wegereit und Bockenförde zu sich rufen lassen


    Wie Bockenförde sicher und Sie Wegereit vielleicht auch schon wissen, haben wir vier Leute im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Hauptpost als etwas verdächtiger zu uns eingeladen, auch wenn sie nicht alle so gern mitkamen, Richard von Oldendorff, Irene Löbenicht, Katharina Rosegger und Harro Krüger.


    Um die kümmern Sie sich bitte ein wenig, meine Herren, wobei ich Wegereit mehr bei den Verhören, Bockenförde mehr bei den Außenermittlungen sehe, leiten werde ich die Sache selbst. Aber zumindest einen, etwa Oldendorff könnte auch Bockenförde gut übernehmen... Aber machen Sie das zur Not unter sich aus.


    Haben Sie die Akten schon studiert, Wegereit, oder muß ich Ihnen noch genauere Erläuterungen der Umstände geben?

  • Nein Danke, ich hab' schon.


    Nun ja, was Sie herausfinden sollen... Wer von den Damen und Herrn etwas mit den Attentätern zu tun haben könnte, also mit den Bombenlegrn in Verbindung stehen, sei es Schmiere gestanden, sei es unterstützt, uns abgelenkt oder als Drahtzieher mitgewirkt hat. Wir wissen ja noch nicht viel, aber irgendwo muß man anfangen.


    Da ist Kathi Rosegger, Studentin, stammt aus Nordhanar und ist kurz vor der nationalen Erhebung zu uns gekommen. Als sie dann bei einem Fliegerangriff war, hat sie das Leben riskiert, um da rauszukommen, auch wenn sie irgendwas von Kunstlederhandschuhen angab... Aber das könnte auch falsch sein. Diese Sache mit dem vermeintlichen nulleiterabriß und der geborstenen Gasleitung.


    Da ist Harro Krüger, tief in die VF eingebunden, Vater Bürgermeister in einer Kleinstadt, aber liiert mit einer Nordhanarerin.. Und jetzt halten Sie sich fest, er studiert Chemie und Pharmazie und der Vater ist? Na raten Si mal, ausgerechnet Apotheker! Das heißt also er käme an alles ran.


    Offenbar wollten die beiden nicht, daß man merkt, daß sie zusammen sind.


    Dann ist da Irene Löbenicht, studiert Geisteswissenschaften und ist ein bemoostes Haupt, wie man so schön sagt, oder Bummelantin, der Vater hat ein kleines Lackgeschäft, ist offen staatsfeindlich.


    Ja und dann Oldendorff und sein merkwürdiges Betragen , beschimpft selbstgefällig Beamten, und die Liebelei mit dieser Anarchistin...


    Fühlen Sie einfach auf den Zahn, bohren Sie.

  • Bockenförde, der bereits eine Pfeife im Mund hat, lehnt die Zigarre aus naheliegenden Gründen ab


    Also wenn ich ehrlich sein soll, Herr Kriminalrat, sehe ich da keinen Tatverdächtigen, oder glauben Sie, eine der beiden Marjellen könnte erst nach dem Anschlag reingekommen sein? Haben die Schalterbeamten dazu eigentlich etwas sagen können, die wurden doch wohl vor Ort von der Schutzpolizei vernommen, sollten wir die nicht noch einmal einbestellen, aufsuchen?

  • Ja, das hat die Schutzpolizei, die Rosegger hat mit den Eltern in Breitenfeld an Der Syffe telephoniert, über die Löbenicht wissen wir nichts, obwohl sie so eine auffällige Erscheinung ist, hat keiner auf sie geachtet, aber das ist auch irgendwie erklärlich, da ja nun dauernd Nordhanarer für Ferngepräche in die Heimat in der Hauptpost sind, da achten die Postler vermutlich längst nicht mehr auf modische Finessen. Ich weiß, was Sie meinen, Sie meinen, die Männer schicken doch nicht ihre Mädchen vor, wenn sie eine Bombe zünden! Ja, das ist es. Wobei aber auch nicht ganz auszuschließen ist, daß die Mädchen berichten sollten, wie es gelaufen ist. Wer weiß schon, was in solchen kranken Köpfen vor sich geht. Es wäre sogar denkbar, daß eine der beiden durch ihre Anwesenheit die Tat verhindern wollte, weil sie den Plan kannte. Und im Falle der Löbenicht ist ja gar nichts klar.

    befinden die Personen sich in den Befragungsräumen?

    Befinden sie, bzw. in Warteräumen unter "Bewachung", so daß sie nicht miteinander reden können.

  • Da müßten sie ja sicher geglaubt haben, es gäbe sichere Orte in der Post, etwa die Fernsprechkabinen!?


    [think]

    denkt etwas nach[/think]


    Ich habe, meine ich, allerdings vor einigen Jahren von einem merkwürdigen Fall in Gran Novara, es kann aber auch Vanezia gewesen sein, gelesen, bei dem ein Mafiosi einige Mitwisser mit einem Sprengstoffanschlag ausgeschaltet hat. Er nutzte dabei eine Anschlagsserie für seine Zwecke aus.

  • Wobei ich dennoch offen gesagt glaube, wir sollten uns mehr auf die Suche von Zeugen machen, als uns an diesen etwas auffälligen Personen "festzubeißen", Herr Kriminalrat. Motive wögen da sein, aber es paßt doch alles nicht so recht zusammen. Allenfalls diese Löbenicht und vielleicht Oldendorff.

  • Nun Sie haben Recht, Bockenförde, daß das alles surreal anmutet, aber sagen Sie mir, warum es überhaupt diese Sprengstoffanschläge gibt, oder die Anschläge auf den Zug usw? Glauben Sie, das verschafft den Tätern Sympathien? Man mag ja drauf spekulieren, daß dadurch der Eindruck entsteht, das "Regime" habe die Situation nicht im Griff. Aber das könnte man doch alles auch mit Anschlägen auf Güterzüge, Industriebetrieb usw. erreichen... Vielleicht ist die Sache bei uns ganz falsch und ein Irrer steckt dahinter, der in die nächstbeste Klapsmühle gehört. Keiner wird sagen "Donnerwetter, da haben unsere Genossen aber etwas tolles gemacht, indem sie unschuldige Menschen getötet haben!".


    Wo könnte noch ein Motiv sein, könnten masowische oder baltonische Nationalisten oder Katholiken dahinter stecken, wir müssen wissen, ob es da Zusammenhänge gibt? Hier in Kaisersburg erwischt man natürlich fast nur Protestanten, aber es gab ja auch schon Anschläge im Ortelsteinischen...


    Diese Mafiosisache, ich weiß nicht, das scheint mir bei uns etwas weit hergeholt... Oder glauben Sie, daß - sagen wir mal Oldendorff - aus verschmähter Liebe seine Geliebte mit einer Autobombe töten will und damit Dutzende andere gefährdet. Er ist großspurig und selbstgefällig, aber so?


    wendet sich zu Wegereit


    Das will ich hoffen, Wegereit, jedenfalls so weit sie noch da waren, als die Schutzpolizei eintraf. Was davor war... Natürlich müssen wir versuchen diese Leute auch zu finden, aber da müssen natürlich Aufrufe übe die Presse erfolgen.



  • "Unschuldige Menschen", lassen Sie das aber mal nicht den Bischof hören oder den Staatskirchenminister hören, Herr Kriminalrat!


    deutet so eine Art Schmunzeln an, hält es aber situationsangemessen angedeutet.


    Aber Sie haben natürlich Recht, es wird den Tätern keien Sympathien einbringen


    Wir sollten vielleicht eine Karte mit allen Anschlagsorten machen, ob sich ein Muster ergibt...


    Ich weiß es nicht, ob verschmähte Liebe als Motiv bei Oldenorff in Frage kommt für möglich halte ich fast alles, für wahrscheinlich schon weniger...

  • Die von ihnen indirekt geäußerte Frage , ob ich die Erbsünde in Frage stelle, ist mir zu viel Theologie auf nüchternen Magen!


    Ja das [mit der Kate] sollten wir Bockenförde, das hätte längst passiert sein müssen.


    Ja und sehen Sie, da wir nichts wissen... Und jetzt fangen Sie bitte beide an, wir wollen die Damen und Herren auch nicht endlos warten lassen, wir sind ein autoritärer und kein schikanierender Staat!

  • Da haben Sie aber verdammt Recht, die Wahrscheinlichkeit dafür, daß von 4 zufällig ausgewählten Personen alle Akademiker sind liegt - wenn ich mich recht an die Mathematkstunde erinnere und ihre Zahlen stimmen - bei 5/100 hoch 4. Wieviel ist das eigentlich? Jedenfalls verschwindend gering!


    Wobei man das auch nicht so machen kann, denn Bekannte gehören in der regel dem gleichen Stand an....

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