Thusnelde Gansloweit Tabak — Zeitschriften — Schreibwaren


  • Tabak — Zeitschriften — Schreibwaren

    Thusnelde Gansloweit



    Unweit des Domes in einer Seitengasse befindet sich das Tabak- Zeitschriften- und Schreibwarengeschaät der Waisin Thusnelde Gansloweit, die es jüngst von ihrem verstorbenen Großonkel hat im Wege einer Erbschaft übernehmen können. Hier findet sich auf der rechten Seite alles, vom guten bis - nun ja sehr preiswerten - Pfeifentabak über Zigarren verschiedener Preisstufen und Zigaretten der verschiedensten fabrikate bis hin zum Feinschnit, auf der linken befinden sich Schulhelfte, Füllfederhalter, aber auch Schiefertafeln und Griffel, Bleistifte, Buntstifte sowie schwarze und farbige Pappkartons aller Art. In der Mitte des Ladens befindet sich ein Ständer mit Zeitschriften. Seit die Kontrolleure es nicht emhr so genau nehmen, mit der korporatistischen Warenordnung, stehen auch ein paar Spirituosen und Weinflaschen im Regal. Daneben verkauft Thusnelde Ganzloweit Feuerwerkskörper und Wunderkerzen sowie Knallkorken und Munition für Spielzeugpistolen.


    An der Verkaufstheke steht lächelnd die blonde Thusnelde Gansloweit, meist mit Zigarette zwischen den Fingern über einem Aschenbecher stehend und selten um ein kesses Wort oder einen guten Rat verlegen - ist sie einem kleinen Schwätzchen nie abgeneigt. Stets hat sie ein paar Tassen, eine Kanne Kaffee und etwas Gebäck im Laden, denn so mancher Stammkunde pflegt etwas länger zu bleiben.


    Unter dem Ladenlokal befidnet sich der Keller, der auch als Lager genutzt wird, über dem Ladenlokal befindet sich die Wohnung der Thusnelde Gansloweit - wo sie auch schon den ein oder anderen der Kunden nach Ladenschluß empfangen haben soll... Zum Fernsehen oder zum Abendbrot oder solchen Dingen... Breiten wir den Mantel des Schweigens darüber aus. Ganz oben befindet sich noch eine Dachwohnung für die zur Zeit um einen Mieter annonciert wird.




    Zigaretten zu

    2 — 2 1/2 — 3 1/3 — 4 — 5 — 6 — 8 — 10 — 12

    Pfennigen

    das Stück

    in verschiedenen Packungsgrößen oder einzeln


    (Süd-)hanarischer, astorischer sowie korischer Stil — Filterzigaretten!

    Auch Kräuterziaretten gegen Erkältungen - helfen bestimmt!


    Feinschnitt

    ab 50 ₰

    importiert ab

    1, — Tlr.


    Spitzen!


    Zigarren verschiedenster Sorten, Preisstufen und Qualitäten


    Pfeifentabake und Pfeifen


    Verschiedene Zeitungen und Zeitschriften ab 10 ₰


    Schreibwaren — Schulbedarf - Bastelmaterialeien


    Feuerwerkskörper

    Böller — Fürze — Frösche — Fontänen — Wunderkerzen — Sonnen — Tischfeuerwerk — Speielzeugfeuerwerk und Munition für Kinder

  • Hängt gerade ein Werbeplakat im Schaufenster auf, das vor kurem noch undenkbar gewesen wäre, untersagte das Regime doch regelmäßig Tabakwerbung, die sich an Frauen wandte, so daß die Hersteller tricksen mußten und dei Frauen neben rauchende Männer stellten:


    "Die werdende Mutter greift heutzutage selbstverständlich zur milden und bekömmlichen Zigarette der Firma Unterholzer! Ein verringertes Geburtsgewicht, wie es bei Raucherinnen gewöhnlich auftritt, ist ein todsicherer Vorteil, die Geburt wird viell leichter und schonender! Ohnehin ist es längst vollkommen anerkennt und bewiesen, daß auch die rauhende Frau nichts Verwerfliches an sich hat, hat das Rauchen doch so große Vorzüge!"


    *so* Es wird um Beachtung gebeten, daß es sich hier selbstverständlcih um keine ernstgemeinte Aussage oder gar eine Empfehleung, handelt, sondern in ähnlicher Form in der Vergangenheit real existierende brandgefährliche Werbung karikiert. *so*

  • Betritt das Ladenlokal und greift sich zielsicher au dem Ständer in der Mitte eine Sportzeitschrift, dann begibt er sich zur Verkaufstheke, wo noch vor gar nicht allzulaner Zeit der alte Gansloweit stand und man jetzt - wie immer rauchend - seine Großniche Thusnelde vorfand.


    Ech winsch Ihne eenen scheenen juten Toach, Frailejn Ganslowejt - so een schhenet junget Marjällche, jung müßt man wedder sei.


    Marjällke ich breijcht oußer dem Heftke noch een Kistke Zijarre un een Bleckske fier Rachnunge (Rechnungsblock), so zum uffschrejbe.


    Oußerdem kennt ik nochmoal fier kleenet Jald Lotterie spiele, se sie doch Annoahmeställ, odder? Ik jewinn man joa doch nuscht, aver dan han ik dat emoal wedder proweert un arjer mich nich. Weete se, dat lätzte Moal han ik de Zoahle jeroate und dann sie de richtje Zoahle jekome. Verdammich, hätt ik doch bloot jespeelt...


    Sieht die Spirituosen.


    Aber wat seh ik denn doa, Marjällke! Dat dirfe se doch nich! Oder habe se een Erloubnis!? Weete se, dat jejt mich joa nuscht nich an, aver die kenne ihne de Loade zuspärre, wänn dat eener mäldet. Ik würd ja ook jern Photobööker verkoope. Aver Spirituose? Gliewe se dat die doa een Oog zudricke? De Priefer dat is sone richtje Kreet (Schimpfwort).


    Awer een Flasch Machandel (farbloser Wacholderschnaps) kennt ik schon jebroake!


    Aver sehe se sich man bloot vor... Und rooke Se nich jimmer so viel, jimmer, wenn ik rinkomm seh ik Se rooke, dat nimmt joa bej Ihne keen End nich. Dat moakt Ju Lung up de Duur nicht mit.

  • Thusnelde war im ortelsteineischen Oberland aufgewachsen, in einer Gegend, die auch ins Pellkallische hineinreichte bis hin nach Albing, in der man zwar anders als im Rest Ortelsteins evangelisch war, aber wie im ehemaligen Fürstbistum einen mitteldeutschen Mundart anhing. Wenn einer kam wie Blaudschun, der mit einem Mischmasch aus dem Kaisersburger Platt und Hochdeutsch sprach, dann war das für sie zwar im großen und ganzen irgendwie ja noch ganz gut zu verstehen, driftete er dahingegen - wie hier pasiert - zum Ende hin ganz ins Platt ab, mußte sie schon sehr genau lauschen.


    Danke Ihnen Herr Blaudschun, das wünsche ich Ihnen auch, einen schönen guten Tag. Wissen Sie, die Jugend wird einem ja im Grunde geschenkt, aber sie vergeht leider auch wieder so schnell, wie sie gekommen ist - leider! Aber im Herzen sind Sie ja auch noch jung.


    Lacht und nimmt das Gewünschte aus den Regalen - sie weiß ja bereits welche Marke Blaudschun raucht.


    Ja, ich bin auch Lottoannahmestelle, steht das wirklich nicht auf dem Plakat, das ich ins Schaufenster gehängt habe? Dann weiß ich ja, warum so wenig Lottoscheine abgegeben werden... Ich glaube eien richtige Kauffrau werde ich nie... Aber genauso geht es mir auch, wenn ich nicht spiele habe ich die Richtigen und spiele ich, dann gewinne ich nichts. Das heißt, einmal da habe ich fünf Taler gewonnen! Vielleicht haben Sie ja diesmal Glück!? Davon könnten Sie scih leich ein paar neue Zigarren kaufen oder eine Pfeife. Ich habe schöne Pfeifen hier!


    Der Hinweis auf das Spirituosenhandlungsverbot nimmt das stete Lächeln für einen Moment aus dem gesicht.


    Och Herr Blaudschun, verderben Sie mir doch nicht die gute Laune mit den Spirituosen, ich bezahle ja die Steuern. Nein, aber es stimmt, eine Erlaubns habe ich nicht, aber wen interessiert das jetzt noch? Der Prüfer soll lieber mal aufpassen, ob bei ihm die ganze Zeit alles sauber war. Also ich habe da Geschichten gehört, daß Erlaubnisse gegen "Gefälligkeiten" gegeben wurden, oder wie kann das sein, daß der bei seinem Einkommen so gaanz nebenbei ein (Miets-)Haus hat und ein eigenes Auto fährt? Erbschaft, wie bei mir, kann ja natürlich sein, aber irgendwie doch alles etwas sehr merkwürdig... Finden Sie nicht auch?


    lächelt wieder


    Sehen Sie, jetzt sind Sie doch froh, daß Ich Spirituosen habe - eine Flasche Machandel und weil Sie es sind und ich bald günstie Photos brauche, bekommen Sie die zum Großhandelspreis, naja zuzüglich Steuern ich muß ja so tun als hätte ich den voleln Preis genommen... Sehen Sie, das ist doch gut, wenn man nicht immer alle Vorschriften so genau nimmt. Nicht wahr.


    Lacht noch stärker, so daß die weißen Zähne blitzen - die so weiß zu halten, kostet sie allerdings als starke Raucherin beim Zähneputzen freilich einigen Aufwand. Als die redde auf die Ziaretten kommt, dann etwas affektiert:


    Ach nein, Sie sind ja langweilig, Blaudschunchen! Jetzt wollen Sie mir auch noch das Rauchen verbieten! Ich habe schon als kleines Mädchen für mein Leben gerne geraucht, wenn ich irendwie rankomemn konnte... Aber im Waisenhaus ging das ja quasi nicht, nur, wenn ich mal hier war beim Großonkel... Ich durfte nciht, aber hier ist ja alles voll damit, ein richties Raucparadies... Und jetzt bin ich ja quasi immmer Paradies! Schauen Sie sich doch um, wie soll man hier nicht rauchen, eine Sorte schmeckt besser als die andere und die riesige Auswahl!


    Lacht erneut


    Aber seien Sie beruhit, die Lunge kann sich in der Nacht ja schonen und erholen... Zumindest, wenn ich nicht irgendwie aufwache und austr... oder so.. Aber das sind doch alles Ammenmärchen. Mild und bekömmlich heißt es in der Reklame. Gute Zigaretten sind bestimmt nicht gesundheitsschädlich, höchstens die Billigen!


    Schwenkt in Gedanken um und gießt sich einen Schluck Bärenfang in ein Likörgläschen..


    Aber wollen Sie vielleicht auch ein Likörchen - einen Bärenfan vielleicht - oder einen Schluck Kaffee oder etwas von dem Blätterteiggebäck dort, die Gebäckstücke sind wirklich gut - ich berechne Ihnen auch nur die Unkosten! Vielleicht sollten wir mal über das Portrait reden, das ich gerne von Ihnen hätte. Da muß ich nämlich wie eine große Schauspielerin von Welt aussehen - Sie waren doch mal Pressephotograph!? Ich will nämlich beim Theater vorsprechen, vielleicht könen die mich ja brauchen und dann vermiete ich den Laden vielleicht...


    Aber vermieten - wüßten Sie vielleicht einen Interessenten für die Dachgeschoßwohnung? Groß ist sie ja nicht, aber für einen Jungesellen oder einen Studenten solte es ja reichen! Ich würde ihm acuh mal bratkartoffeln machen. Leider sind ja jetzt so viele weg ins Reich gegangen udn Wohnungen sind so schwierig loszuschlagen...


    Jung und recht attraktiv darf er gerne auch sein, setzte sie in Gedanken hinzu.

  • Rutscht angesichts der hochdeutschen Rede der Thusnelde Gansloweit acuh in die Schriftsprache


    Naja, man tut, was man kann, um im Herzen jung zu bleieben und Photographieren hält jung!


    Nimmt den Lottoschein entgegen und füllt ihn aus.


    Naja, aber es wird, der Hinweis mit der Pfeife, da sind sie auf dem richtigen Weg, Fräulein Gansloweit.


    schmunzelt


    Ich sage es ja nur, wissen Sie! Und solche wie der Prüfer, die fallen immer weich. Dieser Typ Mensch sind wir beide nicht... Aber Sie haben hier wirklich eine schöne Erbschaft gemacht und vermutlich hypothekenfrei? Aber das will ich ja gar nicht wissen, über Geld und so... Warum hat der olle Gniefke Gansloweit Sie bloß nicht zu sich genommen, ein so hübsches und liebes Marjällche. Anstattdessen läßt er Sie im Waisenhaus groß werden. Ein richtier Pomuchelskopp! Wenn ich davon eine Ahnung gehabt hätte, dem hätte ich die Kreet...


    Naja, die Vorschriften haben auch Ihren Zweck, stellen Sie sich vor, jeder darf alles verkaufen, dann hat vielleicht einer den ganzen Umsatz allein und alle stehen in Konkurrenz um alles. So bekommt jeder etwas vom Kuchen ab.


    schüttelt innerlich mit dem Kopf angesichts des Rauchfanatismus dieser Thusnelde


    Wenn das mal gut geht, mit der vielen Raucherei. Ich rauche ja auch, aber mit Maß und Ziel und Zigarren, die werden nicht inhaliert wie Sie wissen, und nicht eine nach der anderen. Für Frauen ist das auch noch schädlicher als für Männer. Glauben Sie doch nicht zu sehr der Reklame!


    Und trinken tut sie offenbar auch zu viel, ja das Waisenhaus schafft wohl solche Menschen...


    Danke, Danke, vielleicht etwas von dem Gebäck, aber keinen Likör, den trinke ich nur abends. Und vielleicht eine Tasse Tee oder Kaffee. Ja, die nehme ich, aber ich muß dann auch wieder ins Geschäft, aber Sie können dann ja, wenn Sie Mittagspause haben, noch mal etwas rüberkommen.


    [Die beiden mögen etwas versetzt Mittagspause haben.]


    Fragt sich, ob die gute Thusmnelde nicht etwas zu viel zum Unkostenpreis unter die Leute bringt, auch das wird nicht geduldet und ob sie die Erlaubnis hat, Getränke und Gebäck anzubieten, bezweifelt er auch ganz stark.


    Das stimmt, ich war Pressephotoraph, aber leider nicht in der Theaterredaktion. Aber seien Sie unbesorgt, das bekommen wir schon hin, zur großen Dame von Welt fehlt ja dem Marjällche nicht mehr viel!


    muß schmunzeln


    Aber wollen Sie wirklich, ich meine, wo Sie das alles hier haben? Naja, Sie können natürlich auch vermieten, eine Wohnung und ein Laden bringt schon einiges ein.. Nun, ich will mich mal umhören, die Lage hier ist ja recht gut, so schön zentral...


    Noch viel deutlicher hätte sie wohl kaum sagen können, daß sie sich mit dem jungen Mann etwas anfangen will.. Aber sie war doch hübsch, warum sie noch keinn hatte? Sicher, rauchte sie ziemlich viel, das mochte abschrecken und war auch etwas keß... Aber das konnte es doch noch nicht sein. Ob das vielleicht mit dem Waisenhaus zusammenhing oder wollte sie einfach keinen festen Verlobten?

  • Schenkt Blaudschun etwas Tee ein udn gibt ihm Gebäck auf einen Teller!


    Wissen Sie, er mochte einfahc keine Kinder, der alte Gansloweit und ich war ihm sowieso zu schwierig, ich war ja auch ein schwieriges Kind, aber heute bin ich lieb...


    lächelt


    Ja, hypothekenfrei oder fast, eine kleine, denn in den letzten Jahren war er ja öfter mal krank, er war ja aber auch schon sehr alt, und die Arztrechnungen und die Ausfälle und vermieten wollte er wohl nicht mehr, aber das habe ich bald wieder raus...


    Sie sind immer etwas übervorsichtig, Herr Blaudschun, aber da passiert schon nichts, davon bin ich fest überzeugt, meine Lunge und Leber kann schon was vertragen, ich bin absolut gesund, naja und die ganzen Vorschriften und den Prüfer, die gibt es in zwei Monaten bestimmt eh nicht mehr...


    Danke für das Kompliment!


    lächelt mit den mit Backpulver strahlendweiß gescheuerten Zähnen


    Ja, das habe ich mir recht überlegt mit Film und Theater, ich denke, daß ich eine Chance habe und wenn nicht, ich habe ja immer noch den Laden.


    Und danke, und daß Sie mir helfen wollen, einen Interessenten zu finden. Aber einen jungen Mann, bitte! Ein Student wäre mir am liebsten, ich lasse für einen Studenten auch etwas nach. Einer aus Seyyfenstein oder so wäre ja Ideal, wenn das neue Semester losgeht, müssen die doch kommen! Vielleicht sollte ich gleich in der Albertina aushängen? Höchstens für Anneliese würde ich vielleicht eine Ausnahme machen! Hat ihr Vater denn endlich wieder Arbeit?


    Ich komme dann nachher vorbei.

  • Nu, ek weet ni...


    Nimmt Kaffee und Kuchen entgegen und nimmt sogleich einen kräftien Schluck. Dann blickt er auf die Uhr, es ist allerhöchte Eisenbahn.


    Der ist stark und gut. Ich muß jetzt aber auch und nehme Tasse und Teller einfach mit. Nachher bekommen Sie sie wieder. Das heißt, ob meine Frau die bis nachher... Momentan haben wir viel Betrieb wegen der Touristen... Vielleicht wäre es sowieso besser, Sie kämen erst nach Ladenschluß, in Ihrer Pause können wir das höchstens besprechen. Für die Bilder werden wir doch einige Zeit benötigen und da müßte man sicher auch frisieren und die Kleidung wechseln - diese Dinge machen ja den Rest zur Diva aus... Da können Ihnen aber meine Frau und Anneliese behilflich sein.

  • Denkt: Schon wiede diese Bedenken.


    Bei mir muß alles stark sein! Gut, dann stehe ich Punkt 18:30 auf der Matte. Vielelicht mache ich dann auch einfach mal zwei Stunden früher zu, damit ich mich herrichten kann und etwas Schönheitseuhe gönnen.


    Ich kann ja einfach irgendwas ins Fenster hängen, Termin auf dem Amt oder so... ;)

  • Ach, das wird einmal schon gehen... Danke für das Kompliment. Bis dann jedenfalls...


    Ob dieser Blaudschun sich wohl gefragt hatte, warum sie nicht so recht einen festen Verlobten abbekam? Nun stimmte es zwar , daß sie noch nicht so ganz fest wollte, aber sie war nicht ehelich geboren und das war für viele ein schwerer Makel... Ihren Vater hatte sie nie gesehen, die Mutter verkehrte mit einigen... Wenn das gehört wurde, dann verloren die Meisten auch wieder das Interesse, aber es ein Leben lang verschweigen müssen oder einen Unfall erfinden, das wollte Thusmelde nun auch nicht.


    Man wußte ja nie, wie es um die eheliche Treu bestellt war, bei "so einer", so dachetn wohl viele und es fiel ja bei jeder Familienfeier auf, daß da keine Eltern waren. Und irgendwie war sie in dieser Hinsicht wohl wirklich ein wenig nach ihrer Mutter geraten, die sie aber auch nie kennengelernt hatte, weil sie sich kurz nach ihrer Geburt das Leben enommen hatte, nachdem man ihr die Tochter weggenommen und in das Heim der Jugendürsorge gebracht hatte.. Das war zu viel gewesen... Womöglich war ihre Zeugung auch nicht ganz freiwilig geschehen, aber auch das hatte die Mutter mit ins Grab genommen.

  • ~Monate Später~


    Zu Herrn Blaudschun, der wieder mal im Laden ist


    Haben Sie diese üble Sache da in Bajar schon gehört. Wie kann ein König nur so niederträchtig sein, seinem eigenen Volk das Rauchen zu verbieten, bestimmt raucht er heimlich selbst und hat diebische Freude daran seine Untertanen zu schikanieren, so sind diese Könige doch!

  • Also ich weiß nicht, Fräulein Gansloweit, vielleicht macht er sich ja nur Sorgen. Das mache ich mir bei Ihnen auch ein wenig. Sie sollten doch etwas weniger... Aber gleich solche Holzhammermethoden... Das muß wirklich nicht sein!


    Aber ein Kistchen Zigarren bitte! Sind diese importierten Zigarren denn schon verfügbar, ich meine die Weihnachtstabake und der Wein? Es soll doch jetzt Wein und Sekt eingeführt worden sein? Sie haben ja nun die Erlaubnis auch Wein und Spirituosen.

  • Immer sind Sie so besorgt, aber das ist doch alles völlig übertrieben mit dem Gerede von den Gefahren, sagen jedenfalls die Experten aus der Industrie und die müssen es ja wissen!


    Ja, die sind schon da, darf ich offiziell aber noch nicht rausgeben, der Sonderverkauf zu Weihnachten beginnt erst nächste Woche, aber weil Sie es sind. Aber wundern Sie sich nicht wie schwach der Orient- und Südseetabak ist, wir haben ja eher unseren starken Bauerntabak. Was für Wein möchten Sie denn, süßen oder trockenen oder Sekt, eher günstig oder teuer, weil der teuerste den ich habe, da kostet die Flasche doch sage und schreibe 20 Taler!

  • Also nun ja, die Fabrikanten und deren Mitarbeiter, die wissen ja vielleicht, aber die wollen auch verkaufen, da würde ich mir doch lieber der Vollständigkeit halber auch noch andere Experten zu Gemüte führen... Aber Sie sind ja erwachsen, zumindest nach dem Gesetz.


    Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen. Zwei Flaschen süßen Wein für das Fest und eine Flasche Sekt für Silvester. Aber nicht gerade für 20 Taler. Geben sie mir doch etwas aus dem soliden Mittelfeld.


    Ja, ja, das ist mir bekannt, daß diese Kolonialwaren leichter sind. Aber man baut den leichteren ja bei uns auch an, meine ich, ich glaube die Pflanzen heißen Nicotiana tabacum und Nicotiana rustica fachsprachlich, der Rustica hat höheren Nikotingehalt, nicht? Das ist das Kraut in den starken Zigaretten!? Und das starke Kraut, das ist kältefest, das andere weniger.

  • Nun ja, man muß sich ja nicht mit Fleiß den Tag verderben...


    Aber bitte doch. Ich gehe dann mal ins Lager und sehe, was da ist, die wurden ja gerade erst geliefert, die Weinflaschen.


    Ja, das ist so, Herr Daudert meinte, das Siebenfache. Ja, wir bauen den auch an, den leichteren Tabak, aber der gedeiht nur in den besten Lagen. Die leichteren Zigaretten werden im Moment eher mit Nikotinfreiem gestreckt.

  • Ja ganz recht, das ist er, aber sagen Sie das lieber nicht zu Laut, sonst sind Sie ihren Posten bestimmt bald los. Ich meine das mit dem Anschluß. Ich war ja absolut dafür, aber wenn ich das jetzt aus Bajar höre, dann fangen die da drüben wirklich an mir unsympathisch zu werden. Das ist ja eine noch schlimmere Diktatur als bei uns fast.


    Aber ich gehe dann ins Lager.


    Geht in die Lagerräume, nur das Prasseln des Kachelofens ist noch zu hören.

  • Ich glaube so schlimm ist das gerade nicht, die Spielräume, was man sagen kann, sind größer geworden. Außerdem interessiert mich dieser Posten bei der Ständevertretung ja eigentlich gar nicht... Fräulein Anneliese hat mich vorgeschlagen und Oldendorff hat mich dann zu seinem Stellvertreter gemacht, das schien ihm wohl ein Schachzug bei den Mehrheitsverhältnissen.


    Ja, es ist schon eine verrückte Welt, man weiß gar nicht mehr wofür man sein soll!


    Ins Lager? Ach so, Sie meinen Ihr Lager...


    Übt sich derweil in Geduld.

  • Ich dachte mir das schon fast, daß Sie nicht eigentlich wollten...


    Da haben Sie Recht!


    Ja, natürlich... Gott bewahre, an andere Arten Lager möchte ich gar nicht denken.


    suchte das Gewünschte heraus und überreichte es Herrn Blaudschun


    Bitte, Herr Blaudschun, das ist 1A-Qialität! Wein, Sekt und die importierten Cigarren!

  • Ach wissen Sie, Herr von Oldendorff trat zunächst ein wenig sehr Wichtigtuerisch und überheblich auf, das gefiel so manchem nicht...


    Ich lieber auch nicht, wenn ich mir es recht überlege.


    schmunzelte


    Sehr schön, Fräulein Gasnloweit.


    schnupperte an einer der Zigarren


    So muß das duften! Was bin ich denn schuldig?

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