Spontane Kundgebung vor der Bezirksleitung der VF

  • Nachdem der Geschäftsführer und jüngste Sohn des verstorbenen Kanzlers Alfred Schündler, Werner Schündler, vor die Beschäftigten der Schündlerschen Motorenwerke getreten ist, die in Allenberg mit weit über 10.000 Beschäftigten den bei weitem größten Arbeitgeber darstellen, und ihnen eröffnete, daß man bald die Löhne und Gehälter nicht mehr zahlen könne und es Entlasungen geben müsse, weil der Absatz drastisch zurückgegangen sei - nicht zuletzt, weil die Leute nun auf Neu- und Altwagen aus dem "Reich" warteten - wenn nicht bald etwas geschehe, führt dies zu großem Unmut.


    Als er auf den Schuldvorwurf durch die Arbeiter gegen die Familie Schündler hin dann aus einer vor den Industrieständen gehalten Rede seines Vaters zitiert, wonach es als sicher gelten muß, daß die Landwirtschaft die nötigen Devisen nicht auf alle Zeit wird erwirtschaften können und man deshalb für bessere Exporterträge sorgen müsse (Rede gibt es real) und den "Katholen" Scheuersmann als einen Landesverräter bezeichnet, der schon immer nach Seyffenstein geschielt habe und der die Wirtschaft mindestens unter billigendem Inkaufnehmen in den Untergang laufen lasse, um das Land seinen ultramontanen Freunden auf dem Präsentierteller servieren zu können. Er habe nicht in Albernia Volks- und Betrebswirtschaftslehre studiert und sein Bruder in Astor Ingenieurwissenschaften, damit eine hochverräterische Klicke von Gaunern das Land ruiniere und seine Reichtümer an Fremde Mächte verschleudere.


    Im übrigen - so findet er - haben "diese Leute meinen Vater, ihren ehemaligen Chef und Betriebsführer auf dem Gewissen, er konnte es nicht ertragen, wie sein Volk, seine Arbeiter und Angestelten leiden". Quitzleben und seinem Zögern gibt er die Schuld, daß die kommunistischen Aufstände in Glashütte nach dem Bergwerksunglück damals nicht rasch beendet wurden, sondern überhaupt erst so großen Schaden anrichten konnten.


    Daraufhin schlägt die Stimmung in Haß um un die Arbeiter ziehen vor die Bezirksleitung der VF, wo sie die Scheiben einwerfen und den Bezirksleiter zum "Gespräch" vorladen und fordern, daß sich Scheuersmann ihnen stellt. Auf dieser Veranstaltung werden bald auch der ehemalige Staaatsekretär Adolf Messer aus dem GeSA,der wegen "neuheidnischer Umtriebe" aus dem Amt entfernt wurde und Heinrich Boller, der Leiter des nationalpolitischen Referats -seinerzeit zur Einbindung und Neutralisierung der völkischen Rechten in den neuen Staat geschaffen - der VF gesichtet, die beide als völkisch und "Nationale Sozialisten" gelten.


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