Ist der Genosse Wen denn überhaupt daran interessiert, seinen ruhigen Lebensabend und sein Andenken, welches einen Werktätigen auf ewig im Gedächtnis bleiben wird, gegen das stressige Leben des Präsidenten einzutauschen? Dazu kommt dass er zwar immer einen rüstigen Eindruck gemacht hat, aber er leider nicht mehr der Jüngste ist. Den schlimmsten Umstand angenommen, dass Genosse Wen seinen geistige Brillianz aus alten Zeiten bis zu seinem Lebensende beibehält, aber die enormen Amtspflichten zu starke körperliche Spuren hinterlassen, die irgendwann eine geregelte Amtsführung unmöglich machen, müssen wir aufpassen, dass dies und der derzeitige Umstand nicht gegen die Partei verwendet werden.
Die Genossen mögen mich nicht falsch verstehen: Ich wünsche mir ebenso, dass Genosse Wen wieder zur höchsten Autorität im Staate wird. Aber aufgrund seines Alters frage ich, ob wir ihn nicht soweit entlassten sollten, dass er seine Kraft und geistige Schärfe auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren kann. Ein jeder wird die Weisungen des Großen Führers gerne befolgen, ob er nun formal Staatsoberhaupt ist oder nicht. Deshalb und aus anderen Erwägungen schlage ich vor, den Aufbau der Führung des Staates grundlegend zu reformieren, auch um das sozialistische System noch mehr zu verfestigen.
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Holt einige Exemplare einer vorbereiteten Ausarbeitung heraus und verteilt sie an die PB-Mitglieder.[/sim]
Das derzeitige Amt des Staatspräsidenten hat einige Tücken in sich. Vor allem die Verbindung mit dem Vorsitz in der Plankommission ist extram gefährlich. Man nehme nur einmal den Fall an, dass eine schlechte Ernte eintritt oder einige Ersatzteile in einem Betrieb fehlen. In diesem Fall kann sehr schnell die Plankommission dafür verantwortlich gemacht werden. An der Spitze steht wiederum der Präsident, der höchste Vertreter der Werktätigen und der Volksmacht. Daraus kann in der Propaganda von Reaktionären schnell gefolgert werden, dass das sozialistische System an sich alle Schuld trägt. Daher muss an vorderster Stelle das Amt des Vorsitzenden der Plankommission vom Präsidentenamt abgekoppelt werden.
Allerdings stellt sich die Frage, ob wir das Amt des Staatspräsidenten überhaupt benötigen. Seine repräsentativen Aufgaben könnten - nun einmal wirklich uneigennützig gesprochen - dem Vorsitzenden des Volkongresses, dem Obersten Organ der Volkmacht, übertragen werden oder einem kollektiven "Staatsrat", die exekutiven dem Ministerratsvorsitzenden. Mit dieser Maßnahme wäre gleichsam gesichert, dass das Andenken der beiden bisherigen Präsidenten in die Ewigkeit eingehen würde.
Die wichtigsten Ämter in diesem Staate sind, da dürfte man in dieser Runde nicht Falsches sagen, die des Generalsekretärs und des Vorsitzenden des Verteidigungsrates. Wenn Genosse Wen diese übernähme, wäre er, auch verbunden mit seinen auf Lebenzeit verliehen Titeln, die höchste Autorität, aber durch die Erleichterung der anderen Verpflichtungen könnte er - wie bereits gesagt - seinen klaren Verstand den wichtigsten Fragen zuwenden und müsste sich z. B. nicht noch mit Gesetzesunterschriften befassen.