Beiträge von Cord Sieveking

    Herr Bürgermeister, wir müssen Wege finden, den Run auf die Banken zu beenden, damit unsere Währung nicht ins Bodenlose fällt und nicht alles Kapital aus dem Land transferiert wird. Der Wert einer Währung ergibt sich bekanntlich - wie beim allem im Leben - aus Angebot und Nachfrage und momentan wollen die Meisten unsere Währung einfach nur loswerden und da kaum jemand sie haben will, dementsprechend niedrig ist der Preis. Und die sie haben wollen, sind vielleicht Spekulanten oder Staaten, die uns nicht wohlgesonnen sind. Das ist als ob man versuchen würde, faulige Äpfel in wohlfeile Birnen umtauschen zu wollen. Perspektivisch ist der beste Weg gegen diese Prozesse eine solide Finanzpolitik. Kurzfristig müssen wir wohl leider Instrumentarien des Dirigismus bedienen.


    Ich schlage als kurzfristige Maßnahme daher eine Teilschließung der Banken vor, mit der Maßgabe daß die Leute praktisch nur noch abheben können, was sie für den täglichen Einkauf brauchen. Umtausch in Fremdwährungen muß stark beschränkt werden, denn mit jedem Gulden, der umgetauscht wird, sinkt der Wert unserer Währung. Wir reduzieren also quasi das Angebot auf dem Kapitalmarkt.


    Das wird uns natürlich den Haß der Leute einbringen, die ihr geld in Sicherheit bringen wollen, aber es verhindert, daß unsere Währung binnen Tagen wertlos wie Papier wird. Und das wäre auch für den Staat eine Katastrophe, weil der ja seine Steuern in Gulden kassiert und was wollen wir mit wertlosen Gulden anfangen!? Wir sind ja nicht nur in Gulden verschuldet.


    Das kann uns aber auch nur Zeit geben, weil es unsere Wirtschaft ruinieren würde, wenn wir das dann einfach so lassen. Aber wir müssen eben zeigen, daß man in unsere Währung wieder vertrauen kann. Was ich meine ist, wir müssen nach dieser Sofortmaßnahme Pläne zur Sanierung der Staatsfinanzen präsentieren.

    Nun wissen Sie, so lange wir nicht zahlungsunfähig sind, können wir ja auch die Staatsdiener nicht bezahlen und wie lange werden die ohne Geld arbeiten? Auch ein Polizist muß essen und seine Miete bezahlen. Jetzt kann man natürlich wie verrückt die Notenpresse anwerfen, aber wozu führt das, Hyperinflation. Ein Brot zu 5 Millionen Gulden und so. Der Stoff aus dem Revolutionen gemacht sind.


    Das mit den Sozen ist ja das Problem, Sie wissen ja sicher auch, daß die eine Mehrheit mit den Grünen und Kommunisten hätten, wenn sie wollten und dann werden Enteignungen und Sozialismus kommen. Die werden nach Steuererhöhungen schreien und nach dem Anwerfen der Notenpresse. Unter uns gesagt, ich weiß es nicht.


    Ich bin ein harter Liberaler, aber wenn dieses Szenario droht, müßte man selbst Gespräche mit den Rechten und Korland in Betracht ziehen, ich meine heimliche Gespräche. Sie können sich wohl leicht vorstellen, was passiert, wenn die Komunisten hier an die Macht kommen!? In wie vielen Ländern haben die die bürgerlichen Eliten nachher an die Wand gestellt? Aber nur in äußerster Not, die Freiheit muß uns das höchste Gut sein!


    was Sieveking wohl meinte war es, einen sozialistischen Umsturz notfalls von Schündlers Heimwehrleuten niederknüppeln zu lassen, in der Hoffnung, daß man sich mit denen irgendwie würde arrangieren können, aber selbst wenn nicht würde er wohl lieber noch "Betriebsführer" statt "Unternehmer" sein, denn Inasse eines Umerziehungslagers für Kapitalisten oder an die Wand gestellt zu werden

    Also ich will angesichts der Lage mit der Tür ins Haus fallen, wie hoch schätzen Sie die Chance ein, daß es uns rasch gelingt, die Zahlungsfähigkeit wieder herzustellen? Das wird ja regulär nur durch einen harten Sparkurs gehen, es sei denn, es gelingt uns aus politischen Gründen Kredit zu bekommen.


    Wir sind immerhin so eine Art Schaufenster des "Westens" umgeben von zwei Diktaturen. Vielleicht sollte man zum Beispiel in Astor deshalb mal vorsprechen oder in einem anderen dezidierte freiheitlich-demokratisch geführten Land oder auch bei den Feinden unserer beiden Feinde Links und Rechts.


    Aber natürlich müssen die Sozen zur Raison gebracht werden, daß es jetzt nicht weiter groß Wellfare-State geben kann, sondern eben solides marktwirtschaftliches Agieren und Ausgabendisziplin.

    Das ist doch jetzt die reine Polemik oder Propaganda! Wir sind doch viel zu dicht besiedelt, um unseren Energiebedarf inländisch aus Erneuerbaren zu decken und haben auch keine entsprechenden Speichermöglichkeiten. Und was machen Sie dann, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint? Da könnte ich jetzt genauso sagen, ach würden wir doch nur den kompletten Bedarf aus Atomstrom decken, bis die Brennstäbe alle sind, hat die Stadt wieder die Mittel! Die Stadtwerke müssen wohl einfach an Investoren verkauft werden, bzw. diese daran beteiligt werden, wenn die Stadt kein Geld mehr für den Treibstoff hat. Und diese Investoren können ja auch unsere Bürger sein! An einer Aktiengesellschaft kann sich auch die Putzfrau oder der Handwerker beteiligen.

    Ich weiß nicht so wirklich was Sie wollen? Daß man hier jederzeit gehen kann, ist nun mal ein großer Vorzug. Es gibt Länder dort zwingt man einen mit zu hungern oder verhungern, sehen Sie sich die beiden Alternativen zur Marktwirtschaft beiderseits der Grenze an. Aber daß das nicht unsere Vison ist, daß man auswandern muß, sollte klar sein. Im übrigen ist jeder seines Glückes Schmied, um so mehr je weniger der Staat noch helfen kann.


    Auch Sie scheinen ja noch Geld für Luxus übrig zu haben, vielleicht sollten Sie das spenden, wenn ihnen am Wohl der Allgemeinheit liegt.

    Kaufmann Sieveking, Mitglied der Bürgerlichen, der eigentlich nicht besonders dazu neigt, in Biosupermärkten einzukaufen, aber die Qualität hier schätzt, schnappt das Gesagte auf


    Wenn Sie sich noch den Biosupermarkt leisten können, kann es ja zumindest bei Ihnen nicht so schlecht stehen, möchte ich jetzt mal sagen. Es gibt ja auch Diskonter. Nein, aber daran ist nicht die Regierung Schuld, wir leben eben gerade in einer Umbruchphase und damit muß man eben leben, daß der Markt sich mal neu justieren muß. Der Markt hat uns großen Wohlstand gebracht, aber er kann auch hart sein!


    Wenn überhaupt dann war der Fehler der Versuch diese Bank zu retten, denn das war unmarktwirtschaftlich und irgendwie abzusehen, daß es schief gehen könnte. Nur hätte man es nicht versucht und wären die An- und Einleger aus Wiedemünde abgewandert, dann hätten die Leute auch geschimpft. Aber links und rechts von uns haben Sie ja die Alternativen, wenn Ihnen das besser gefällt, aber denken Sie dran, Links ist Rechts und Rechts ist Links, politisch meine ich. Jedenfalls, wenn Sie nach Norden sehen.