Beiträge von Agnieszka Jablonska

    Betritt in schlechter Laune das Politbürogebäude


    Genossen, ich wurde soeben von den zuständigen Genossen informiert, daß einer unserer Jagdflieger unseren Luftraum verlassen und in denjenigen Lagows eingedrungen ist. Zu einer Interaktion bzw. Begegnung mit den Streitkräften des Feindes kam es dabei nicht.


    Laut Aussage des Piloten funktionierte eines der Ruder nicht ordnungsgemäß, so daß er die Kontrolle verlor. Dieses - ich will mal "problem" sagen - konnte er aber in den Griff bekommen und die Maschine wieder zurückfliegen. Die technische Untersuchung unter Leitung des von mir damit beauftragten Genossen Armeegeneral Kowalski läuft zur Stunde.Ob es sich um eine sogenannte Haverie handelte, oder ob der Pilot sich da im letzten Moment etwas anders überlegt hat und - ich möchte mal sagen - türmen wolte oder vom Klassengegner dazu angestiftet wurde, konnte noch nicht eindeutig geklärt werden.

    All überall im Lande werden die Maifeierlichkeiten vorbereitet, besonders intensiv in der Haupstadt natürlich, in den Staatsmedien fällt die Phrase von den "erfüllten Plänen zum internationalen Kampftag der Arbeiterklasse der Arbeiterklasse" inflationär und ein Arbeitskollektiv nach dem anderen darf von seinen mehr oder weniger realen Erfolgen beim "sozialistischen Aufbau" berichten.

    Es läuft eine Komödie, die sich unter dem Titel "Adlige Gesellschaft" über nordhanarische Adelsbälle lustig macht, indem sie die Teilnehmer als jämmerliche Witzfiguren karikiert, die nahe an der Typenkommödie sind. Selbstgefällige Affen, Dummköpfe, Geltungssüchtige Prahlhansel, Reaktionäre, berechnend Hinterlistige, Drogensüchtige, Trinker und Nikotinabhängige. Dazu unterwürfiges und kriecherisches Hauspersonal das auf den eigenen Aufstieg hofft. Man zeigt Adlige, die sich Mätressen halten und und und, einige Figuren scheinen klar ihre realen Vorbilder zu haben. Einem Teilnehmer legt man folgende Worte in den Mund: "Konstitutionelle Monarchie ist, wenn es Wahlen gibt und sich doch nichts ändert, ist das nicht ein Bonmot, ist es das nicht!?" Gegen Ende erstickt einer vor lauter Fresserei an einem Hummer. Das ganze wird kontrastiert mit Bildern vom leidenden Volk.

    In einer längeren Rede fällt unter anderem folgender Satz


    Wenn in nordhanarischen Parlamenten jetzt über die Zerstörung ganzer Staaten geredet wird, dann muß Nordhanar wissen, daß man im Hinblick auf solche Ambitionen im Falle unserer Demokratischen Räterrepublik die Gefahr eines atomaren Infernos heraufbeschwört. Wir sind in der Lage und haben die Kraft, jede imperialistische Aggression von unserem Land mit wirksamen Waffen abzuwehren. Das muß all jenen klar sein, die Wore wie "muß zerstört werden" in den Mund nehmen.


    Auch die nach wie vor völkerrechtswidrige Besetzung Mirsks wie auch Hebeis ist ein Ausdruck nordhanarischer Großmannssucht, der nicht mehr in die heutige Zeit paßt.

    Genossen, wie ihr vielleicht wißt, hat uns eine Besuchsanfrage aus dem Königreich Nugensil erreicht, das ja jüngst die Konföderation mit den Taren aufgelöst hat. Dort regiert zur Zeit eine große Koalition aus Sozialdemokraten (Balder geanntt) und Konservativen (Heimdall genannt).


    Was meint ihr Genossen, das Königreich ist eine Monarchie, logischerweise, wenn wohl auch moderner als Nordhanar oder Dreibürgen und es herrscht eine große Koalition. Auch wenn die Länder des Nordens die soziale FFrage befriedigender lösen,wenn man da mal aus Sicht der Arbeiterklasse rein ökonomisch betrachtet. Aber es ist natürlich ein kapitalistisches Land also der Klassengegegner und man kann ja auch nicht leugnen, daß die Theorie vom Volksheim mit seinem starken Sozialstaat usw. ich will mal so sagen, revolutionshemmend wirkt. Eine kommunistische Partei gibt es nicht mal dort. Und dann ist da ja noch die ehemalige Zugehörigeit zu diesem zum Glück untergegangenen Hort des Militarismus und Kapitalismus dem Vereinigten Königreich von neuenkirchen.


    Aber ich glaube, dennoch wäre es sinnvoll, die Gesprächsanfrage zu bestätigen, so ganz aus praktisch-ökonomischen Gründen, etwa der Devisenbeschaffung und der Verbreitung unserer Idee, oder ist einer von Euch grundsätzlich gegen Gespräche? Aber ich denke, reden kann ja nie schaden und es ist ja jetzt keine Frontmacht im Kampf gegen den Sozialismus. Zumindest, seit es unabhängig ist.


    Interessant können für uns immer auch die Erdöl- und Erdgasvorkommen sein, wir versuchen ja einzusparen, was geht, haben aber natürlich trotzdem Bedarf.

    Also wenn ich jetzt wirklich bitten dürfte, Genosse Bogdan, es zwingt Dich ja keiner den Posten zu übernehmen, wenn Du nicht willst. Oder willst Du nicht, daß ich Vorsitzende des Präsidiums des obersten Rates werde? Ich meine das ist doch so üblich, daß´der Generalsekretär das ist, um auch Repräsentant des Staates nach außen zu sein.

    Nun sagt doch mal was und wenn es bloß ist, daß ihr nichts sagen wollt! Wobei ich vom Genossen Bogdan schon ein Ja oder ein Nein bräuchte, oder brauchst Du Bedenkzeit? Weil ich meine ich will in die Union reisen und ohne geeignetes Staatsamt kann ich nur einen Parteibesuch machen und da drüben gibt es ja mehrere Parteien.