Beiträge von Gerlinde Kung

    Erwiderte die Verneigung mit einem Kopfnicken und einem höflichen Lächeln.


    Immerhin hatte er nicht auf den Kopf zugefragt, woher sie kam... Die Leute meinten es gewiß nett, aber es fiel ihr zuweilen ein wenig lästig, nie unbeobachtet zu sein und immer irgendwie zu spüren, daß sie keine der hiesigen war, jedenfalls äußerlich, oder man sie auch fragte, woher sie denn komme und ob sie vielleicht die Tochter des Herrn Kung sei. Wäre es umgekehrt, es wäre ja nicht anders, aber das war manchmal nur ein schwacher Trost. In diesem Korland gab es einfach zu wenige Fremde, um als solcher nicht überall aufzufallen. An sich war das ja nicht schlimm, aber da es mehrmals am Tage geschehen konnte, auf ihre Herkunft angesprochen zu werden, obschon sie hier geboren und aufgewachsen war und in dieser Kultur wohl mehr zuhause als in der eigenen und auch dann, wenn sie es gerade nicht gebrauchen konnte, fiel es mitunter lästig, die immergleichen Fragen zu beantworten. Manchmal hatte sie auch einfach keine Antwort auf die Fragen, sie kannte das Land ihrer Eltern ja auch nur aus deren Erzählungen und Büchern usw.


    Manchmal hatte sie ja schon überlegt, in die Heimat ihrer Eltern zu gehen oder in ein kleines Dorf zu ziehen, wo irgendwann jeder wußte, wer sie war und woher sie kam. Aber was sollte sie in Chinopien, sie konnte ja nicht mal die Schriftzeichen genügend und das Dorf war im Grunde auch nichts für ein Mädchen aus der Großstadt. Vielleicht sollte sie einfach eine Sonnenbrille aufsetzen und die Haare brünett oder blond färben lassen, dann würde sie jedenfalls nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen. Aber irgendwie wollte sie das nicht und so lange sie noch Studentin war und im Restaurant Ihrer Eltern arbeitete, war daran nicht zu denken, die Leute wollten keine Chinopin mit blonden oder brünetten Haaren, sondern eine Schwarzhaarige, wie sie sich das so erwarteten, das glaubte sie jedenfalls.

    Daß der Umstand, daß man selbst ein Lokal besaß, nicht gleichbedeutend damit war, daß man nicht auch mal einem anderen einen Besuch abstatten konnte, stellte Gerlinde Kung wohl gerade deutlich unter Beweis, als sie bei Kaffee und Kuchen im Schloßcafé saß. An und für sich war sie hier ja mit einer Freundin verabredet, aber es schien fast, als hätte die sie versetzt...