Büro der Vorsitzenden des Präsidiums des obersten Rates

  • Rauchend saß die Jablonska über Unterlagen, die Hitzewelle machte der Vorsitzenden des Obersten Rates und Generalsekretärin der USPAS zu schaffen, aber nicht in körperlicher Hinsicht, ihr Büro war klimatisiert, nein es war das wiederkehrende Problem der zusammenbrechenden Getränkeversorgung in Hitzewellen, das nun im ganzen Land auftrat.


    Woran hing es? Man könnte nun sicher von kommunistischer Mißwirtschaft und von veralteten und maroden Abfüllanlagen und zu wenig filtriertem Bier reden, was es dann umkippen ließ und hätte damit unter Umständen nicht mal Unrecht, aber in Wahrheit lag es doch wohl eher daran, daß diese Hitzewellen im Fünfjahrplan keinen Widerhall fanden oder doch nur in ungenügendem Maße.


    Da es offensichtlich Kosten - und hier ging es nicht um schnödes Geld wie im Kapitalismus - sondern die Bindung von Investmitteln und Bereithaltung von Überkapazitäten und Lagervorräten, um auf solche Spezialsituationen regieren zu können, wurden solche Probleme verdrängt, man wußte, warum man den Getränkeplan lieber im Winter aufstellte... Anders als die Unternehmen im Westen, die lieferfähig bleiben mußten, um ihre Marktanteile halten zu können, planten die Getränkekombinate und die Genossen in der diesen vorstehende Kommission damit, daß solche Hitzewellen nicht stattfinden.


    Eine im Ergebnis die Betroffenen wenig überzeugende Lösung, freilich, aber wenn man die Alternative hatte, die Mittel "sinnvoll" einzusetzen oder in Brause und Bier, in Selterswasser und Apfelsaft und das nötige Leergut zu pumpen, dann war es nicht weit davon weg, solche Hitzewellen bis auf weiteres aus dem kollektiven Gedächtnis der Verantwortlichen zu streichen, nur funktionierte dieses Verdrängen eben genau so lange, bis die Hitzewelle da war und jetzt war sie da und jetzt fehlte es- mal wieder - an allem, an Flaschen, an Inhalt und an Abfüllkapazitäten. Dazu horteten die Konsumenten, was sie in die Finger bekommen konnten, auch wenn dem natürlich die sommerliche Parole - Getränke nur gegen Leergut, eine gewisse Dämpfung verpaßte.


    Und damit war es keineswegs zu Ende, Grillgut und Sonnenschutzmittel und Badekleidung und und und waren jetzt natürlich auch knapp und Exportaufträge gegen Devisen hatten natürlich Vorrang. Vielmehr als ein Stoßgebet zum Himmel - ja in solchen Situationen erinnert man sich zuweilen wieder - daß der Allerhöchste doch Regen schicken möge, fiel da kaum noch jemand ein, denn mancherorts geriet auch die Trinkwasserversorgung an die Grenzen und die niedrigen Flüsse rissen Löcher in die Stabilität der Stromversorgung, denn einige Wasserkraftwerke hatte man ja durchaus auch... Wobei man wohl so ehrlich sein muß, daß das marktwirtschaftliche System in Extremsituationen auch nicht immer mehr so wirklich mitkommt.

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